Kürzlich wurde der chinesische Milliardär Richard Liu in Minneapolis unter dem Vorwurf der Vergewaltigung verhaftet. Jetzt werden Details über den Vorfall vom 31. August bekannt. Liu soll sich in der Wohnung einer 21-jährigen chinesischen Studentin der Universität von Minnesota aufgehalten haben. Als er mitten in der Nacht ihre Wohnung verließ, schickte sie einer Freundin eine WeChat-Nachricht. Sie erzählte ihrer Freundin, dass Liu sie gezwungen hatte, mit ihm Sex zu haben.
"Ich war nicht gewillt", schrieb sie gegen 2 Uhr morgens am 31sten August. Sie flehte ihre Freundin an, nicht die Polizei zu rufen und schrieb: "Morgen werde ich mir einen Weg überlegen, um zu entkommen. Er wird es unterdrücken. Du unterschätzt seine Macht."
Die WeChat-Nachrichten wurden vom Anwalt der namenlosen Frau bestätigt.
Dem Polizeibericht zufolge wurde Liu später am selben Tag verhaftet und ohne Anklage wieder freigelassen. Er hat jegliches Fehlverhalten bestritten. Er hat sich bereit erklärt, bei den laufenden Ermittlungen der Polizei von Minneapolis zu kooperieren. Er ist nach China zurückgekehrt.
Ein Sprecher von JD.com, dem Unternehmen, das Liu 1998 mit 2000 Dollar gegründet hat, sagte, dass sich diese WeChat-Nachrichten als nicht vollständig erweisen werden, sobald mehr Informationen herauskommen.
Die Polizei hat die Ergebnisse ihrer Ermittlungen an die örtliche Staatsanwaltschaft weitergegeben, damit diese entscheiden kann, ob Anklage gegen Liu erhoben werden soll.
Liu war in Minneapolis, um an einem Wirtschaftsdoktorandenprogramm teilzunehmen, das gemeinsam von der University of Minnesota und der chinesischen Tsinghua University durchgeführt wird. Das Programm richtet sich an hochrangige Führungskräfte aus China. Liu gab eine Dinnerparty für etwa 24 Personen, darunter 20 Männer, in einem japanischen Restaurant namens Origami Uptown in Minneapolis. Wein, Bier und Sake wurden nach Berichten von Restaurantmitarbeitern und Videoaufzeichnungen reichlich konsumiert.
Liu bestellte Sashimi, indem er mit dem Finger auf den ersten Punkt auf der Speisekarte zeigte und ihn ganz nach unten zog, um anzuzeigen, dass er alles wollte. Mindestens eine Kiste Wein wurde von außerhalb des Restaurants herbeigeschafft, um sie zum Essen zu trinken.
Die Frau, die Liu vergewaltigt haben soll, teilte einem Freund in einer der WeChat-Nachrichten mit, dass sie das Gefühl hatte, trinken zu müssen. Sie schrieb: "Es war eine Falle. Ich war wirklich betrunken."
Die Party endete gegen 21:30 Uhr. Die Rechnung von Liu belief sich auf 2200 Dollar.
Liu und die Frau gingen zusammen zu einem Haus und dann zog er sie in sein Auto mit Chauffeur. In einer WeChat-Nachricht sagte sie, dass Liu "anfing, mich im Auto zu berühren. Dann habe ich ihn angefleht, es nicht zu tun...aber er hat nicht auf mich gehört."
Liu und die Frau kehrten in ihre Wohnung zurück. Aus dem Polizeibericht geht hervor, dass die angebliche Vergewaltigung gegen 1 Uhr nachts stattfand. Die Frau wandte sich an einen anderen Studenten, der die Polizei rief.
Die Polizei traf in ihrer Wohnung ein, während Liu noch dort war. Es wurden keine Festnahmen vorgenommen. Die Frau lehnte es ab, im Beisein von Liu Anzeige zu erstatten. Später, in einer WeChat-Nachricht, sagte sie
"Wenn es nur um mich ginge, könnte ich sofort Selbstmord begehen. Aber ich habe Angst, dass meine Eltern darunter leiden werden."
Sie schrieb auch an einen Freund, dass sie einer Reihe von Personen von dem Vorfall erzählt habe, darunter der Polizei, einem Professor und einigen Freunden. Sie ging ins Krankenhaus, um ein Vergewaltigungsset anfertigen zu lassen.
Am Abend des 31. August um 21 Uhr wurde die Polizei über einen Notruf zu einem Büro der Universität von Minnesota gerufen. Die Frau befand sich dort mit einem Vertreter der Schule. Sie beschuldigte Liu, sie vergewaltigt zu haben. Liu traf einige Stunden später in demselben Universitätsbüro ein, während die Polizei noch vor Ort war. Er wurde in Handschellen abgeführt und zeigte keine Emotionen. Etwa 17 Stunden später wurde er freigelassen. Die Polizei von Minneapolis kann eine Person nur 36 Stunden lang festhalten, ohne sie anzuklagen.
Nach wenigen Tagen war Liu wieder in China. Es gibt kein Auslieferungsabkommen zwischen China und den Vereinigten Staaten.
