Der "Tatort: Es lebe der König!" (13.12., 20.30 Uhr, das Erste) war die erste "Tatort"-Produktion des Senders WDR, die nach der Corona-bedingten Pause die Dreharbeiten im Juni 2020 wiederaufgenommen hat. Aufgrund der Sicherheitsauflagen seien es ungewohnte und sicher auch erschwerte Drehbedingungen für das ganze Team, erklärte Alexander Bickel, WDR-Programmbereichsleiter für Fernsehfilm, Kino und Serie, damals zum Drehstart. Trotzdem sei die Freude groß gewesen, wieder gemeinsam vor und hinter der Kamera zu stehen. Und was sagen die Filmemacher im Nachhinein?
Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Buket Alakus (49, "Eine andere Liga") feiert mit diesem Sonntagskrimi ihr "Tatort"-Debüt. Über die besonderen Herausforderungen erzählt sie: "Bevor Corona die Welt auf den Kopf gestellt hat, hatten wir schon ein fertiges super Drehbuch, motivierte Schauspieler und ein tolles Team. Sogar unsere Wasserburg haben wir schon 2019 gefunden. Doch dann kam der Lockdown. Aber ich hatte großes Glück. Vom ganzen Team wurde ich als Neuling gut aufgefangen und wir alle wollten weiter den Film machen."
Im Grunde genommen seien alle gezwungen gewesen, "anders kreativ" zu sein, was manchmal zu "großartigen" Ideen geführt habe, manchmal aber auch "frustrierend" gewesen sei. "Als wir endlich nach dem Lockdown mit den Drehvorbereitungen beginnen durften, war das Drehen unter Corona-Bedingungen Neuland für uns alle", so Alakus. Obwohl alle "theoretisch sehr gut auf den Dreh vorbereitet waren, mussten sich die Abläufe in der Praxis natürlich erst einspielen", erinnert sie sich.
Denn vieles, was beim Drehen eigentlich normal sei, sei plötzlich zum Problem geworden. Vor allem für die Einhaltung der Abstandsregeln mussten sich die Filmemacher ständig etwas Neues ausdenken. "Wir hatten zum Beispiel für jeden Schauspieler eine eigene Box mit seinen Requisiten organisiert, in die jeweils nur er selbst hineingreifen durfte, um seine Sachen herauszunehmen, sodass sichergestellt war, dass niemand anders die Gegenstände berührte", erklärt Alakus. Für sie persönlich sei die Zeit mit den ungewöhnlichen Corona-Bedingungen "Himmel und Hölle" gewesen.
Wie hat sich die Geschichte des Films durch die Verschiebung und die neuen Bedingungen verändert? "An der Krimi-Handlung mussten wir glücklicherweise keine allzu großen Veränderungen vornehmen, allerdings wurden einzelne Szenen und vor allem der Showdown aufgrund der Auflagen überarbeitet und an die Situation angepasst. So haben wir beispielsweise darauf geachtet, möglichst oft im Freien zu drehen", sagt Produzentin Iris Kiefer.
"Innerhalb kürzester Zeit hat unser toller Autor Benjamin Hessler das Drehbuch den neuen Gegebenheiten angepasst und unter anderem den Showdown umgeschrieben, bei dem ursprünglich Thiel [Axel Prahl, 60] und Boerne [Jan Josef Liefers, 56] inmitten einer Masse von verkleideten Komparsen ermittelt hätten", erklärt WDR-Redakteurin Sophie Seitz. "Dies wäre natürlich ein viel zu großes Risiko für alle Beteiligten gewesen, aber der neue Schluss ist in seiner reduzierten Genialität für mich eigentlich noch schöner, zumal wir jetzt auch die tatsächlich vorhandenen, geheimen Gänge der Burg erzählen konnten", so Seitz weiter.
Das "Haus Lüdecke" hat eine lange Geschichte und ist über Münsters Grenzen hinaus bekannt. Im Burggraben des alten Wasserschlosses wird eine Leiche gefunden - in Ritterrüstung. Bei dem Toten handelt es sich um den frischgebackenen Burgherrn Manfred Radtke (Anthony Arndt, 68). War es ein Unfall oder steckt mehr dahinter - wie Kommissar Thiel vermutet?
Erst vor wenigen Monaten hatte der ehemalige Kirmeskönig Radtke die altehrwürdige Burg erstanden und wollte hier mit seiner Familie künftig Mittelalterspiele veranstalten. Zentrales Thema: die blutrünstige Geschichte der Wiedertäufer zu Münster. Darüber ist Boerne entsetzt; mit Münsters schwärzestem Kapitel treibt man keine Späße! Aber die Vorbereitungen laufen schon. Muss das ganze Vorhaben angesichts des Toten nun abgeblasen werden?