93996:

Der neue Glücksspielstaatsvertrag

Glücksspiele faszinieren die Menschen seit jeher. Die Sozialisierung mit dem Glücksspiel setzt im Grunde bereits als Kind ein, wenn im Rahmen eines Jahrmarktbesuchs die Losbude aufgesucht wird. Auch wenn es sich hierbei sicherlich um eine besonders harmlose Form des Glücksspiels handelt, zählt das Ziehen von Losen gegen ein zu entrichtendes Entgelt zweifelsfrei dazu. Die stark vereinfachte Definition klassifiziert Spiele dann als Glücksspiele ein, wenn der Verlauf des Spiels ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Können, Wissen oder Strategie haben bei reinen Glücksspielen keinen Platz. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass für die Zulassung von Glücksspielen ein rechtlicher Rahmen bestehen muss, um den Schutz der Spieler vor hohen finanziellen Verlusten zu gewährleisten. Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag wurde mit Wirkung vom 1. Juli 2021 ein neues Instrument geschaffen, welches für mehr Klarheit in dieser aufstrebenden Branche sorgen soll.

Rechtslage vor dem 01.07.2021

In Wahrheit war das Glücksspiel in Deutschland sehr lange Zeit sehr unklar geregelt. Auch beste deutsche Online Casinos operierten stets in einer schwierigen rechtlichen Grauzone. Die Frage nach der Legalität von Online Casinos konnte kaum jemand seriös beantworten. Spieler mussten sich permanent mit unterschiedlichen, sich teilweise widersprechenden Aussagen herumschlagen und waren am Ende so schlau wie zuvor. Tatsächlich war jedoch das Spielen in Online Casinos nach deutschem Recht eigentlich illegal. Eine Ausnahme bildete Schleswig-Holstein, das als einziges deutsches Bundesland entsprechende Lizenzen für den Betrieb der Online Casinos erteilte. Gespielt wurde jedoch in der ganzen Republik. Ermöglicht wurde dies durch EU-Gesetze, welche den Betrieb von Online Casinos grundsätzlich als legal ansahen, sofern eine gültige EU-Lizenz vorliegt. Daher betrieben die Anbieter ihr Geschäft häufig mit entsprechenden Lizenzen aus Malta oder Gibraltar. Wichtigstes Ziel des neuen Glücksspielstaatsvertrags ist ganz sicher die Vereinheitlichung der gesetzlichen Regelungen und die Schaffung fairer und gleicher Wettbewerbsbedingungen.

Mehr Transparenz und Sicherheit

Mit dem neuen Gesetz soll das Online Glücksspiel aus einer unkontrollierbaren Halbwelt herausgeholt und auf sichere Füße gestellt werden. Etwas, das erlaubt ist, kann schließlich eher in ein entsprechendes Regelwerk eingebettet werden als etwas Verbotenes. Dementsprechend wurde eine Reihe an Vorschriften erlassen, die den Betrieb der Online Casinos sicherer machen sollen. Den Betreibern der Plattformen wurde daher bestimmte Auflagen gemacht, die Bedingung für den Erwerb der Lizenzen sind. So muss zwingend ein Konzept erarbeitet werden, welches geeignet ist, Suchtprävention zu leisten. Bestimmte Spielarten, die als besonders riskant angesehen werden, wie Roulette oder Blackjack, dürfen nun überhaupt nicht mehr angeboten werden. Auch gelten strikte Einzahlungslimits, sowie ein Verbot von Werbung zu bestimmten Tageszeiten. Die Einrichtung eines sogenannten Panic-Buttons, der dem Spieler die Möglichkeit gibt, sich für einen Zeitraum von 24 Stunden selbst zu sperren, ist außerdem verpflichtend. Kritiker äußern jedoch die Befürchtung, dass die Zahl der Spielsüchtigen durch die verringerten Zugangsbeschränkungen weiter steigt. Allerdings gleicht der Versuch, Spielsucht einzudämmen, einem Kampf gegen Windmühlen. Genauso wie sich Wasser immer seinen Weg sucht, wird der Spieler einen Weg finden, seine Sucht zu befriedigen. Im Prinzip ist am Spielen um Geld nichts Verwerfliches zu sehen. Aber wie in jedem Lebensbereich gilt auch hier die Devise, dass die Dosis das Gift ausmacht. Ob die getroffenen Maßnahmen geeignet sind, die Zahl der Spielsüchtigen zu verringern, wird die Zeit zeigen. Eine Sache ist aber sicher: Die Steuereinnahmen werden durch die Legalisierung der Branche weiter sprudeln.