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Demonstranten seilen sich bei Protesten gegen IAA von Autobahnbrücken ab

Umweltaktivisten kritisieren Automesse als Lobbyveranstaltung

Umweltaktivisten haben sich am Eröffnungstag der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München von mehreren Autobahnbrücken im Umland der bayerischen Landeshauptstadt abgeseilt. Die Münchner Polizei bestätigte auf Anfrage am Dienstag, dass es an mindestens sechs Orten zu Protestaktionen kam. Die entsprechenden Straßenabschnitte wurden gesperrt, ein Teil konnte bereits wieder freigegeben werden. Die Aktivisten erklärten, mit ihrer Aktion "der Öffentlichkeit die allgegenwärtige Gefahr der Klimakrise vor Augen" führen zu wollen.

Die Aktivisten rollten Banner aus und überklebten Autobahnschilder mit Stickern mit Aufschriften wie "Verkehrskollaps in 2000m" und "no IAA". Den Fokus der diesjährigen IAA auf klimaneutrale Mobilität kritisierten die Aktivisten als "Greenwashing".

"Die Zerstörungskraft von Elektroautos ist mindestens genauso groß wie die der Verbrenner", erklärte eine Aktivistin. "Unser Ziel ist nicht weniger als die Automobilindustrie und ihre Lobby zu zerschlagen."

Die Demonstranten forderten einen flächendeckenden, kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Auch die Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr solle stärker ausgebaut werden.

Eine Gruppe von 15 Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace demonstrierte außerdem vor dem Messeeingang der IAA. Laut einer aktuellen Berechnung der Umweltorganisation werden die drei deutschen Hersteller VW, Daimler und BMW im Jahr 2030 etwa 215 Millionen Tonnen CO2 mehr ausstoßen, als sie zum Einhalten der 1,5-Grad-Grenze dürften.

"Die deutsche Autoindustrie befeuert die Klimakrise immer weiter", erklärte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. "Damit sich das ändert, müssen die Konzerne viel schneller weg von klimaschädlichen Verbrennungsmotoren". Auch Greenpeace schloss sich dem Vorwurf des Greenwashing an: Obwohl auf der IAA nahezu ausschließlich Elektroautos gezeigt würden, verkauften die Hersteller weiterhin zu 90 Prozent Autos mit Verbrennungsmotor, kritisierte Greenpeace.

Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, erklärte am Dienstag: "Wir diskutieren auch mit denen, die anderer Meinung sind". Die IAA zeige Wege zum Klimaschutz und biete Lösungen für "Millionen von Menschen". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am frühen Nachmittag zur Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen IAA erwartet, auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wird an der Veranstaltung teilnehmen.

by Tobias SCHWARZ