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Dax-Vorstände sind im Krisenjahr noch männlicher geworden

Studie: Frauenquote auf 12,8 Prozent gesunken - kein Dax-Konzern über 30 Prozent

Während die Konzernvorstände der größten Börsenunternehmen in anderen westlichen Industrieländern weiblicher werden, ist der ohnehin geringe Frauenanteil in Deutschland zuletzt sogar zurückgegangen. Das zeigt eine Studie der Allbright Stiftung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach fiel der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen der 30 Dax-Unternehmen auf den Stand von 2017 zurück und lag im September dieses Jahres bei 12,8 Prozent.

Im internationalen Vergleich mit den 30 größten Börsenunternehmen in Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden und den USA liegt Deutschland damit hinten und fällt immer weiter zurück, wie die Stiftung mitteilte. In den USA (28,6 Prozent), Schweden (24,9 Prozent) und Großbritannien (24,5 Prozent) ist der Frauenanteil demnach etwa doppelt so hoch.

"Dieser Entwicklungsstand im Top-Management der deutschen Unternehmen passt nicht zum Selbstverständnis eines fortschrittlichen westlichen Industrielands", kritisierten die Geschäftsführer der Allbright Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg, in einer Mitteilung. "In der Krise auf vertraute Männer zu setzen, ist ein kurzsichtiger Reflex, der sich über kurz oder lang rächen wird." Ankersen und Berg forderten einen "Modernisierungsschub, wie er in den Unternehmen anderer Länder längst in vollem Gange ist".

"Deutschland ist das einzige Land im Vergleich, in dem kein einziger der 30 größten Konzerne einen Frauenanteil im Vorstand von 30 Prozent erreicht", teilte die Stiftung weiter mit, "und es ist das einzige Land, in dem keines dieser Unternehmen von einer Frau geführt wird". Den Angaben zufolge sind lediglich noch in vier Dax-Unternehmen mehrere Frauen im Vorstand: Allianz, Daimler, Deutsche Telekom und Fresenius Medical Care. Die Zahl der Unternehmen ohne Frau im Vorstand stieg dagegen von sechs im September 2019 auf zuletzt elf.

Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katja Mast, sprach sich für feste Quoten in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten aus. "Dass Freiwilligkeit nicht funktioniert, zeigen uns die Zahlen seit Jahren", erklärte sie. Mehr Diversität in Führungspositionen sei nicht nur gerecht, sondern auch erfolgreicher: "Gemischte Führungsteams aus Männern und Frauen treffen die besseren Entscheidungen", zeigte sich Mast überzeugt.

by Daniel ROLAND