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Das sind die gefährlichsten Make-up-Trends

Von der Antike bis heute

Von Blei in der Antikschminke bis hin zum Läuseblut im Lippenstift in der Renaissance: Gefährliche Make-up-Trends gibt es schon lange. Das weiß auch Bestsellerautorin Corina Bomann (45), die sich in ihrem neuen Buch “Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung” (Ullstein, 28.2.) vom “Puderkrieg” inspirieren ließ. “Das Bleiweiß war tatsächlich der gefährlichste Trend, nicht nur in der Antike, sondern auch noch bis weit ins Barock hinein”, erklärt sie im Interview mit spot on news. “Die Sucht nach schneeweißem Teint und einem gottgleichen Aussehen führte dazu, dass die Haut austrocknete und es sogar zur Tumorbildung kam. Diese führten wiederum zu Entstellungen, die weiterhin übergeschminkt wurden, bis es schließlich in einigen Fällen auch zu Organversagen kam. Wir können von Glück reden, dass diese Mode verloren gegangen und das Make-up schonender geworden ist.”

Über die Gefahren in der heutigen Zeit sagt Bomann, “hormonell wirksame Stoffe” seien mit Argwohn zu betrachten. “Jeder Eingriff in das empfindliche Hormonsystem des menschlichen Körpers kann auf lange Sicht gravierende Folgen haben. Auch chemische Stoffe, die auf den ersten Blick nicht schädigen, aber durchaus Langzeitfolgen haben können, sollten unter die Lupe genommen werden. Man kann da nicht einmal ein spezielles Produkt benennen. Man erschrickt sich, wenn man sich mit den langen Listen der Zutaten ein wenig näher befasst. Und viele der bedenklichen Bestandteile landen nicht nur auf und in unserem Körper, sondern letztlich auch im Grundwasser. Aus diesem Grund bevorzuge ich selbst Naturkosmetik, bei der die Zutatenlisten kurz, die Deklaration klar und die Inhaltsstoffe unschädlich sind.”

Und wie sieht es mit Männern und Make-up aus? “In der Renaissance und besonders im Barock war es für Männer des Adels selbstverständlich, mit Schminke ihre Gottgleichheit zu betonen und sich damit von Geschlechtsgenossen aus dem Volk abzugrenzen. Nun muss das heutzutage nicht unbedingt sein, doch ich hoffe, dass Männer dem Thema in den kommenden Jahren noch aufgeschlossener gegenüberstehen. Natürlich sind Männer bereits jetzt, was Pflege angeht, ein wichtiger Markt. Allein die Wiederkehr der Bartmode hat zu vielen neuen oder neu entdeckten Produkten geführt, die von der männlichen Kundschaft gut angenommen werden. Doch was Farbe angeht, scheuen sich die meisten Herren immer noch ein wenig – zu Unrecht. Das hat sicher mit dem Bild zu tun, das viele Männer nach wie vor von Männlichkeit haben.”

Doch Pflege zu verwenden, sei keineswegs unmännlich, meint die Autorin. “Im Gegenteil, auch Männer können mit Kosmetik ihr Wohlbefinden verbessern und damit ihr Selbstbewusstsein und ihren Erfolg steigern. Ich weiß von Jungs, die gern Nagellack ausprobieren möchten, das aber nicht dürfen, weil Eltern Angst haben, dass ihr Sohn ‘unmännlich’ wird. Das ist schade, denn im Jahr 2020 sollten wir doch eigentlich über solche Geschlechtersterotype hinweg sein. Es ist für Jungs und Männer bereichernd, auch das kennenzulernen zu dürfen, was traditionell als ‘Welt der Frauen’ angesehen wird. Jeder sollte so leben und sich auch optisch durch Outfit und Styling so ausdrücken dürfen, wie er es möchte. Ich persönlich liebe es, wenn Männer gut duften, gepflegte Körper haben und vielleicht hier und da auch ein wenig Farbe zulassen.”

Über Make-up und Schönheitstrends der Zukunft sagt Bomann: “Ich glaube, dass Naturkosmetik in nachhaltiger und umweltschonender Verpackung immer bedeutsamer wird. Allein schon, weil Inhaltsstoffe sich auf den menschlichen Körper auswirken können, sollten wir darauf achten, dass Zutatenlisten kurz und durchschaubar sind. Über kurz oder lang wird sich die gesamte Kosmetikindustrie dem nicht mehr verschließen können. Die Folge wird sein, dass wir es schaffen, natürlich schön zu werden, ohne dicke Schichten von Make-up.”

Natürlich bleibe auch Farbe ein Thema, “aber da wage ich keine Prognose. Wie auch die Kleidung ist das Make-up Schwankungen unterworfen, einmal eher ‘nude’, also beinahe ungeschminkt aussehend, dann wieder in grellen Farben. Ich lasse mich da ebenfalls überraschen”.

Bei selbstgemachter Kosmetik sollte man “in erster Linie darauf achten, dass die verwendeten Gefäße sehr sauber, wenn möglich mit einfachem Alkohol desinfiziert sind. Bei den Zutaten ist es wichtig, Bio-Qualität zu verwenden. In Reformhäusern und Biomärkten wird man schnell fündig. Die Zutatenlisten sollten auch bei Selfmade-Rezepten sehr kurz gehalten werden. Im Internet gibt es ganz tolle Rezepturen! Wenn man die Mischungen erwärmt, diese nur schmelzen, aber nicht kochen lassen. Wichtig ist auch, Naturkosmetik nach dem Gebrauch im Kühlschrank aufzubewahren, weil man ja keine Konservierungsstoffe verwendet und nicht möchte, dass alles verdirbt”.

Ein Rezept, das Bomann gern herstellt und verwendet, ist ein veganer Lippenbalsam: “Dazu verwendet man 2 Teelöffel Kakaobutter, 1 Teelöffel unraffinierte Shea-Butter und 1,5 Teelöffel Kokosöl – wenn man das nicht mag, dann kann man auch Olivenöl verwenden -, lässt alles schmelzen, füllt die Mischung in ein kleines Döschen und lässt diese im Kühlschrank erkalten. Die Lippen bleiben damit samtweich und es kommt nicht zu Gewöhnungseffekten, wie man sie manchmal bei industriell gefertigtem Lippenbalsam beobachten kann.”

Bomanns neues Buch “Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung” hat mit dem “Puderkrieg” zu tun. Das “war die Bezeichnung für den Konkurrenzkampf zwischen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein, zwei der größten Geschäftsfrauen im Kosmetikbusiness in den 1920er bis 60er Jahren”, erklärt die Autorin. “Meine Protagonistin Sophia Krohn, eine Chemiestudentin, gerät durch eine uneheliche Schwangerschaft in Schwierigkeiten, denn das ist in den wilden Zwanzigern trotz aller neuen Freiheiten noch immer ein gesellschaftliches ein Tabu. Sie lässt sich davon aber nicht entmutigen und geht mit ihrer Freundin Henny nach Paris, wo sie nach einem weiteren Schicksalsschlag Helena Rubinstein begegnet. Sophia gelingt es, diese beeindruckende Frau von ihrem Talent zu überzeugen und die Unternehmerin nimmt sie mit nach New York. Dort gerät Sophia mehr und mehr zwischen die Fronten des Puderkrieges, wie man in den weiteren Bänden der Saga erleben kann.”

Der Puderkrieg sei “allerdings nicht mit Waffen ausgefochten, sondern mit eher subtilen Mitteln”, so Bomann weiter. “Arden und Rubinstein bekämpften sich, indem sie versuchten, einander zu übertrumpfen. Zu diesem Zweck errichteten sie benachbarte Niederlassungen und versuchten, einander so viel Kundinnengunst wie möglich abspenstig zu machen. Außerdem ging es um millionenschwere Verträge mit Kaufhausketten, geschicktes Verhandeln und die richtige Darstellung in den Medien wie Modezeitschriften oder Rundfunk. Diejenige, die als erste mit einer neuen Innovation kam, gewann eine Schlacht – der Puderkrieg selbst wurde allerdings von keiner Seite endgültig für sich entschieden.”

(kms/hub/spot)

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