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Das bedeutet Freundschaft in Zeiten von Social Media

Snapchat, Instagram und Co.

Eigentlich sollte es mit moderner Technik ein Einfaches sein, sich mit anderen Menschen zu vernetzen. In Kontakt bleiben, sich auf ein Eis verabreden, schnell mal um Hilfe bitten – all das sollte dank den sozialen Medien doch eigentlich kein Problem sein. Und das gilt auch schon im Kindesalter. Laut Bitkom nutzen 54 Prozent aller Kinder zwischen sechs und sieben Jahren zumindest ab und an ein Smartphone. Drei von vier zehnjährigen Kids besitzen sogar ihr eigenes Gerät. So haben auch die Jüngsten oftmals schon uneingeschränkt Zugriff auf Plattformen wie Snapchat, TikTok, Instagram, Facebook oder Twitter.

Doch wie nehmen Menschen Freundschaften in der heutigen Zeit eigentlich wahr? Snapchat hat dazu insgesamt 10.000 Menschen zwischen 13 und 75 Jahren – aus Australien, Frankreich, Deutschland, Indien, Malaysia, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien und den USA – befragen lassen. Über die Generationen hinweg gibt es teils deutliche Unterschiede. Jüngere Menschen scheinen etwa sehr viel weniger Probleme damit zu haben, intime Themen mit Freunden zu teilen.

So kämen laut der Befragung 45 Prozent aller Baby-Boomer (55 bis 75 Jahre) niemals auf die Idee, mit ihrem besten Freund über ihr Liebesleben zu sprechen. In der Generation X (40 – 54 Jahre) sind es 22 Prozent, bei den Millenials (24 – 39 Jahre) zwölf Prozent und in der Generation Z (13 – 23 Jahre) 16 Prozent. Auch bei Themen wie geistiger Gesundheit oder Geldproblemen sind jüngere Generationen durchgängig offener als die Baby-Boomer.

Gleichzeitig scheint sich eine Art Kehrtwende abzuzeichnen. Millenials haben laut der Umfrage die wenigsten Bedenken, auch teils völlig öffentlich über vermeintlich pikante Themen zu sprechen. In der Generation Z geht man jedoch wieder etwas vorsichtiger mit Social Media um. Die Jüngsten in der Umfrage kennen eine Welt ohne soziale Medien nicht – und sie wachsen mit dem Wissen auf, welche Konsequenzen ein allzu sorgloser Umgang mit Social Media haben kann. In privaten Chats seien sie jedoch “wirklich ungefiltert und offen miteinander”, wie Lillian Ahenkan, eine australische Expertin rund um die Generation Z, berichtet.

Das Alter, in dem die meisten Menschen im Schnitt ihren besten Freund treffen, ist laut der Umfrage mit 21 Jahren. Gleichzeitig haben die Befragten deutlich mehr Freunde, als man vielleicht annehmen könnte. Unterschieden wurde hier zwischen “besten Freunden”, “guten Freunden” und “Bekannten”. Ersteren würde man alles anvertrauen, zweitere sind Personen, auf die man sich verlassen kann und die dritte Gruppe sind Menschen, mit denen man freundlichen Kontakt pflegt, der allerdings nicht so tiefgründig wie bei den anderen ist.

Demnach haben Social-Media-Nutzer im Schnitt 4,3 beste Freunde, 7,2 gute Freunde und 20,4 Bekannte. Deutschland liegt im internationalen Vergleich leicht unter dem Schnitt. Während die Deutschen 3,2 beste Freunde im Schnitt haben, führt Saudi-Arabien die Liste mit 6,6 besten Freunden an. Doch es gibt auch sehr deutliche regionale Unterschiede in Deutschland. Münchner besitzen im Durchschnitt 5,9 beste Freunde und 8,7 gute Freunde, in Berlin sinken diese Werte auf 3,2 respektive 6,3 und in Essen sogar auf 2,0 und 4,1.

Und sogar im Chatverhalten gibt es Differenzen. So halten es etwa 39 Prozent der Münchner für wichtig, dass sie von ihren Kontakten schnelle Antworten bekommen. Bei den Berlinern sind es nur 14 Prozent. Deutschland ist dabei übrigens das Land, in dem Menschen am ehesten durch bereits bestehende Freunde neue beste Freundschaften schließen. Mit 23 Prozent entspricht dies dem höchsten Wert im internationalen Vergleich.

Bei den beliebtesten Aktivitäten, die Freunde zusammen unternehmen, gibt es zwar leichte Unterschiede zwischen den Geschlechtern – aber keine drastischen. So bevorzugen Frauen offenbar tatsächlich kommunikative Aktivitäten etwas mehr, während Männer gerne aktiver werden. 65 Prozent der Frauen sitzen etwa einfach nur gerne da und sprechen miteinander (Männer 57 Prozent), wenn es um den Besuch einer Bar oder eines Clubs geht, liegen allerdings die Männer mit 31 Prozent (Frauen 24 Prozent) etwas vorne.

Trotz dieser Entwicklung fühlen sich aber auch immer mehr Menschen einsam. Das gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine FDP-Anfrage hervor, wie “RP Online” Ende Mai berichtete. 2011 fühlten sich demnach noch 5,1 Prozent der 65- bis 74-Jährigen einsam, während es mittlerweile 8,1 Prozent sind. Und auch jeder vierte Jugendliche gebe bereits an, sich selten oder manchmal einsam zu fühlen. Bei Mädchen sei die Zahl zudem höher als bei Jungen.

Diese Einsamkeit könne auch krank machen, wie es weiter heißt. “Wer gut eingebunden ist in sein soziales Netz, ist nicht nur psychisch und körperlich gesünder, sondern lebt auch länger”, erklärt die Psychotherapeutin Julia Scharnhorst vom Bundesverband der Psychologinnen und Psychologen der Online-Ausgabe der “Rheinischen Post”.

In der Snapchat-Umfrage zeigt sich unterdessen, dass sich soziale Medien offenbar durchaus auch positiv auf die geistige Gesundheit auswirken können. So gaben 43 Prozent der Frauen (Männer 37 Prozent) an, sich nach einer Interaktion mit einem besten Freund unterstützt zu fühlen, 50 Prozent (Männer 38 Prozent) fühlten sich geliebt, 37 Prozent (Männer 31 Prozent) waren dankbar und 51 Prozent (Männer 44 Prozent) zeigten sich glücklich. Eine Freundschaft und das damit verbundene Teilen von Gefühlen und Geheimnissen, könne laut dem britischen Professor Thomas Dixon wie “eine Art von Therapie” wirken, wie es bei Snapchat heißt.

(wue/spot)

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