Lady Gaga (34, "A Star Is Born") hat in einem bewegenden Interview mit dem US-Sender CBS gerade offen über ihre psychischen Probleme gesprochen. Dabei verriet sie unter anderem, dass sie phasenweise nicht damit zurechtkam, berühmt zu sein. Sie habe sich zeitweise sogar aufgegeben: "Ich hasste es, ein Star zu sein. Ich fühlte mich ausgelaugt und verbraucht." Warum Prominente häufig mit psychischen Problemen kämpfen, erklärt Psychologin Dr. Eva Wlodarek, bekannt durch den Youtube-Kanal "Dr. Wlodarek Life Coaching", im Interview mit spot on news.
Dr. Eva Wlodarek: Für unsere seelische Gesundheit ist es nötig, dass wir uns immer mal wieder zum Auftanken zurückziehen können. Wir brauchen Auszeiten und Orte, wo wir ganz wir selbst sein können, ohne Anforderungen. Schließlich muss niemand von uns täglich top gestylt zum Bäcker gehen. Berühmte Stars haben diese Freiheit nicht. Der ständige Zwang, perfekt zu erscheinen, ist psychischer Stress. Außerdem ist eine wirkliche Begegnung mit anderen Menschen kaum möglich, weil ein Star nicht als echte Person wahrgenommen wird, sondern als Objekt der Verehrung oder als Projektionsfläche für Wünsche und Träume seiner Fans. Auf diese Weise ständig "verkannt" zu werden, ist schmerzhaft.
Wlodarek: Personen im Rampenlicht müssen regelmäßig liefern, sonst verlieren sie ihre Fans. Außerdem sind sie meist in den Mühlen ihres Managements gefangen, das sie oft gnadenlos antreibt. Oder sie treiben sich selbst an. Die Überforderung kann auf die Dauer zu Depressionen führen, wie es z.B. Robbie Williams bis hin zu Suizidgedanken erlebt hat. Vor Auftritten zeigt sich der Druck dann oft als Panikattacken oder Angstzustände.
Wlodarek: Für die Fangemeinde ist nicht nur die Leistung ihres Stars interessant, sie möchte auch an seinem Privatleben teilhaben. Es wird erwartet, dass er oder sie diesen Wunsch in den sozialen Medien bedient. Oder die Fans posten ihrerseits Schnappschüsse aus unerwünschter Nähe. Damit geht ein weiteres Stück Privatheit verloren und der Druck verstärkt sich.
Wlodarek: Interessanterweise berichten manche introvertierten Künstler, dass ihnen die Bühne hilft, ihre Scheu abzulegen. Ihre Rolle gibt ihnen Sicherheit. Außerhalb sind sie dann wieder zurückhaltend. Eine gewisse Selbstsicherheit ist aber in jedem Fall erforderlich. Krankhaftes Lampenfieber, das ja mit Versagensängsten zu tun hat, macht sonst jeden Auftritt zur Qual. So gesteht etwa die britische Sängerin Adele, immerhin ein Megastar, wie furchtbar sie darunter leidet.
Wlodarek: Auch normale Menschen kennen starken Druck, etwa im Job. Gewiss greifen einige von ihnen dann zu Tabletten, Alkohol oder anderen Drogen. Bei Prominenten ist es vielleicht offensichtlicher, eben weil sie unter Dauerbeobachtung stehen. Aber es kann schon sein, dass die Umstände sie dafür besonders prädestinieren. Für viele kommt der Ruhm zu früh oder zu schnell, andere können mit der enormen Aufmerksamkeit nicht umgehen oder haben einen labilen Charakter.
Wlodarek: Die Frage ist, welches Motiv hinter der Anonymität oder Maskierung steckt. Man kann sich auch verbergen, um interessanter zu wirken und sich von der Konkurrenz abzuheben. Der Nebeneffekt ist aber sicher, dass man privat seine Ruhe hat, weil man nicht erkannt wird. Nur können diese Künstler dann ihren Ruhm auch nicht offen genießen. Alles hat seinen Preis.