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Daniel Küblböck: Neue Erkenntnisse über Daniel und seinen angeblichen Selbstmord aufgetaucht!

Seit einem Jahr “verschollen”

Es ist eine beklemmende Szene: Der junge Mann ist über die Brüstung von Außendeck fünf der “Aida Luna” geklettert. Es ist noch dunkel, fünf Uhr morgens. Etwa acht Meter unter ihm schäumen in der Dünung des Ozeans die Wellen gegen den Rumpf des Kreuzfahrtschiffs, das auf das 185 Kilometer entfernte Neufundland (Kanada) zuhält.

Dann springt der junge Mann in die Dunkelheit, ins zehn Grad kalte Wasser des Atlantikausläufers Labradorsee. Das Schiff fährt mit einer Reisegeschwindigkeit von 20 Knoten (ca. 37 km/h) weiter. Als man seinen Sprung bemerkt und die Besatzung die Maschinen stoppt, um ein Wendemanöver einzuleiten, ist der Dampfer schon viele hundert Meter weiter…

So oder so ähnlich muss sich das Verschwinden von Daniel Küblböck vor genau einem Jahr zugetragen haben. Am 9. September 2018 bekam das moderne Märchen vom wundersamen Auf- und Abstieg des Daniel Küblböck aus Niederbayern einen ebenso tragischen wie rätselhaften Höhepunkt – und Schluss.

Schräger Vogel! So fiel das erste Urteil über ihn aus. Und, etwas distanzierter: schriller Typ! Da war ein Junge aus Hutthurm bei Passau auf die Bühne der RTL-Show “Deutschland sucht der Superstar” (DSDS) gehüpft. Direkt vor die Jury um Dieter Bohlen (65).

Der schrille Typ war gerade mal 17 Jahre alt und hatte eine Ausbildung zum Kinderpfleger begonnen, als er sich beim RTL-Casting beworben hatte. Ein Junge, dessen Drang nach mehr so viel stärker war, als die Scheu vor der großen Welt da draußen. Als Sänger wollte er antreten und ein Superstar werden. Ein nettes, etwas vorlautes Kerlchen mit Hornbrille, langen Haaren, lustigen Augen und einem spitzbübischen Lächeln.

Dieter Bohlen und seine Mitstreiter hatten alle möglichen und unmöglichen Talente gesichtet und abgebügelt. Doch diesmal waren sie von diesem Daniel mit dem ungewöhnlichen Nachnamen verblüfft, nein, von den Socken! Richtig singen konnte der nicht wirklich, doch dies tat er mit einer hinreißenden Inbrunst. Und er bewegte sich auf der Bühne wie ein Pop-Derwisch, dem sein Manager etwas in den Kaffee geschüttet hatte.

Das Ergebnis: Platz drei in der ersten Staffel von “DSDS” – und Deutschland sprach von Daniel Küblböck, wie man von einem großen Star spricht. Unentwegt! Er war in allen Medien präsent. Daniel kam mit seiner ersten Single “You Drive Me Crazy” (produziert von Dieter Bohlen) heraus, er gab Konzerte, sogar unplugged, er drehte einen Werbespot für eine Molkerei, und mit 18 Jahren schrieb er seine erste Autobiografie (mit Hilfe der Journalistin Julia Boenisch).

Er wurde “Brillenträger des Jahres 2003”, die “Bravo” gab ihm einen silbernen Otto als “zweitbestem Nachwuchskünstler”, bei den New Faces Awards zeichnete man ihn als besten Newcomer 2003 aus.

Da muss er bereits gespürt haben, dass seine Art der Popularität noch eine andere Seite hatte, eine wesentlich dunklere. Da lief “die Vorurteilsmaschine bei schierer Nennung seines Namens bereits auf Hochtouren” (Tagesspiegel). Es folgten Auftritte in TV-Formaten wie “Big Brother” oder dem RTL-Dschungelcamp und schließlich der vielbelachte Unfall mit einem Gurkenlaster, den Küblböck ohne Führerschein verursachte und bei dem er schwer verletzt wurde.

“Da saß er nun mit all dem Ruhm und Spott, dem schnellen Geld und noch schnellerem Hass im Vorgestern: nach rasantem Gipfelsturm tief im Tal abgedankter B-Promis wie im ‘Dschungelcamp’, ein Fossil des Trash-TV im Teenageralter”, so beschreibt die Berliner Zeitung “Tagesspiegel” die Situation des vormaligen Publikumslieblings Daniel Küblböck.

Zuvor hatte er sich von einer 70-jährigen Millionärin auf Mallorca adoptieren lassen. Fortan gab er sich den Künstlernamen Daniel Kaiser (nach seiner Adoptivmutter). Über sein Zwischenspiel als erfolgreicher Geschäftsmann und Investor in Solaranlagen wurde stets im Konjunktiv berichtet: Er habe nach eigenen Angaben Millionen verdient. Seine Vermarktungsfirma “Positive Energie GmbH” wurde 2013 im Handelsregister gelöscht. Eine Teilnahme am Eurovision Song Contest 2014 wurde von der Jury des NDR abgelehnt.

Daniel Küblböck sprach oft von Mobbing gegen ihn, zuletzt bei seiner Schauspielausbildung am Europäischen Theaterinstitut in Berlin (ETI). Laut “Bild” hat er Anfang August 2018 in einem Facebook-Posting schwere Vorwürfe gegen seine Mitschüler und die Leiter der Schule erhoben: “Dieses monatelange Mobben an meiner Schule in meiner Klasse hat mich doch zutiefst in meiner Seele erschüttert.”

Trotzdem hat er sich akribisch auf das Abschlussstück der Schauspielschule – Szenen aus “Unschuld” und “Das Leben auf der Praça Roosevelt” – vorbereitet. Daniel sollte den alternden Transvestiten Aurora spielen, der sich stets nach der großen Bühne sehnt – und am Ende doch nur für seine beste Freundin singt. Doch schließlich wurden er und seine Rolle unter nicht näher geklärten Umständen gestrichen.

Zu diesem Zeitpunkt litt er nach Informationen des “Spiegel” an Panikattacken und Angstzuständen. Am 16. August 2018 habe ihn ein Neurologe in Palma de Mallorca untersucht und eine “wahrscheinlich akute Episode einer schizophrenen Psychose” diagnostiziert. Am 29. August, dem Tag seiner Abreise auf der “Aida Luna”, soll er eine Facebook-Nachricht an Robert Mau, den musikalischen Leiter der Schauspielschule in Berlin, geschickt haben: “Ich gehe bald in Therapie, weil ich mich in meinem männlichen Körper nicht mehr wohl fühle und meine Rolle als Aurora mir gezeigt hat, wie gerne ich eine Frau wäre… Es hat mir die Tür zu meinem Ich geöffnet, und ich kann jetzt endlich diesen Weg wagen, der sehr hart und schmerzvoll sein wird.”

Sein Vater Günther Küblböck wird später erklären, dass er von den psychischen Problemen seines Sohnes wusste und versucht hatte, die Schiffsreise unbedingt zu verhindern. “Durch die schwierige Gesetzeslage in Deutschland war es jedoch nicht möglich, ihm die gebuchte Reise zu verwehren. Ich hatte daher schon im Vorfeld die Verantwortlichen gebeten, ein besonderes Auge auf Daniel zu haben.”

Sein Sohn bewegte sich auffällig an Bord der “Aida Luna”. Er trug oft Frauenkleider, trank zu viel und soll dann in seiner Kabine randaliert haben. Auch in der Nacht zum 9. September 2018. Da verließ er eine Schiffsbar weit nach Mitternacht. Drei Stunden später kam er an die Rezeption. Er hatte eine Flasche zerschlagen, sich dabei geschnitten und wollte ins Schiffshospital. “Als man ihm erklärte, dass dieses geschlossen sei, wurde er wütend. Er löste dreimal Alarm aus, stieg am Außendeck 5 auf eine Reling und sprang gegen fünf Uhr morgens in die Labradorsee”, berichtete der “Spiegel”.

80 Stunden lang suchten vier Schiffe und zwei Flugzeuge eine Fläche von 1227 Quadrat-Seemeilen vergeblich ab. Bei einem Sprung in das zehn Grad kalte Meer, das in diesem Bereich weit über tausend Meter tief ist, kann es zu einem Kälteschock und sofortiger Bewusstlosigkeit kommen. Wird dann beim Eintauchen noch Wasser eingeatmet, so führt das in weniger als zwei Minuten zum Tod. Dennoch gilt Daniel Küblböck offiziell als “verschollen”. Günther Küblböck schreibt auf der immer noch existierenden Website von Daniel Kaiser-Küblböck: “Weder ich als sein Vater noch sonst jemand aus der Familie möchte Daniel jemals für ‘tot’ erklären lassen.” Man denke über “eine Gedenkstätte in Daniels Heimat” nach.

Das traurige Schicksal dieses jungen Mannes ist für viele Küblböck-Fans, unter ihnen erstaunlich viele Frauen höheren Alters, zu einem Mythos geworden. Auf Instagram schreiben sie ihrem Idol regelmäßig und gratulieren ihm zum Geburtstag (27. August). “Irgendwann kommst du wieder”, ist da zu lesen, “ich hoffe, es geht dir gut, wo auch immer du jetzt bist” und “Ich glaube immer noch, dass du irgendwann zurückkehrst”.

“Der ist nicht tot. Der wird sich abgesetzt haben. Wieso sollte er sich umbringen? Auf gar keinen Fall!”, sagt Daniels Stiefvater Herbert Lenz in einer Video-Doku von “Bild.de”. Er glaubt: “Eines Tages erscheint er wieder, das ist so.” Und Daniels ehemaliger Lebensgefährte Robin Gasser (23) artikuliert sein Bauchgefühl, das ihm sage: Daniel lebt in Kanada, weil so viele Menschen, die ein neues Leben anfangen wollen, nach Kanada gehen. “Vielleicht sitzt er vor einer kanadischen Hütte mit seiner Omi.” Die sei nämlich auch spurlos verschwunden.

Omi – das ist Elisabeth Kaiser (76), die Adoptivmutter von Daniel Küblböck. Daniels Vater sagte noch im Mai, er habe regelmäßigen Kontakt mit ihr. Es ist ganz einfach, doch von einigen Küblböck-Anhängern, die sich “Faniels” nennen, so schwer zu begreifen: Omi will einfach nur ihre Ruhe.

Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111

(ln/spot)

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