Beschäftigte in Branchen mit Personalnot und Fachkräftemangel haben ein höheres Gesundheitsrisiko. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch in Hamburg veröffentlichte Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Für diese wurden die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet und mehr als 7000 erwerbstätige Männer und Frauen befragt.
45 Prozent berichten demnach von regelmäßigem Personalmangel in ihrem Arbeitsumfeld. In vielen Berufsgruppen ist die Situation aber noch angespannter: Drei Viertel oder 74 Prozent der Krankenpflegekräfte und 65 Prozent der Altenpflegerinnen und -pfleger gaben an, ihre Arbeit mit dem vorhandenen Personal nur unter großen Anstrengungen zu schaffen.
Laut DAK arbeiteten zudem 70 Prozent der Beschäftigten in Branchen mit Personalnot in den vergangenen zwölf Monaten, obwohl sie krank waren. In Branchen mit ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren es hingegen nur 41 Prozent.
Die von Personalmangel Betroffenen berichteten demnach von starkem Termin- und Leistungsdruck, Überstunden und versäumten Pausen. Stress und Druck einerseits sowie fehlende Erholung und Ausgleich andererseits beeinflussen dabei negativ die Gesundheit.
Mit 54 Prozent ist fast die Hälfte häufig oder sehr häufig müde und erschöpft. Mit 35 Prozent leidet rund ein Drittel unter nächtlichen Schlafstörungen oder Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenschmerzen und fast ein Viertel - 23 Prozent - unter Kopfschmerzen.
Die Studie zeige, "wie insbesondere in prekären Branchen aus Personalmangel Krankenstand entsteht", erklärte der Gesundheitswissenschaftler Volker Nürnberg, der die DAK-Analyse begleitete. Tatsächlich weisen der Studie zufolge die Berufsgruppen mit den größten Fachkräftelücken einen um bis zu anderthalb Prozentpunkte erhöhten Krankenstand gegenüber dem Berufedurchschnitt von fünfeinhalb Prozent aus.
So hatten zum Beispiel DAK-versicherte Erwerbstätige in der Altenpflege 2022 mit sieben Prozent den höchsten Krankenstand. Bei den Beschäftigten in der Fahrzeugführung, der Kinderbetreuung und im Maschinenbau waren es 6,8 Prozent, in der Krankenpflege waren es 6,1 Prozent. "Man kann von einem Teufelskreis sprechen - hohe Fehlzeiten und Personalmangel bedingen einander und verstärken sich jeweils in den Effekten", erklärte Nürnberg.
awe/cfm