Die Corona-Lage in Paris hat sich weiter verschlechtert: Nach Angaben der Stadtverwaltung vom Mittwoch könnte in der französischen Hauptstadt in Kürze die höchste Warnstufe ausgerufen werden. Diese gilt in Frankreich bisher nur im Ballungsraum der Mittelmeer-Stadt Marseille. Dort müssen vorerst weiter alle Bars und Restaurants geschlossen bleiben -ein Gericht wies einen Einspruch gegen die Maßnahme ab.
Nach Angaben der französischen Gesundheitsbehörde sind in Paris mittlerweile alle drei Kriterien für die höchste Corona-Warnstufe erfüllt: Die Zahl der Neuansteckungen liegt bei mehr als 250 Fällen pro 100.000 Einwohner, unter älteren Menschen zudem mit 133 über der kritischen Marke von 100 Fällen. Auch das dritte Kriterium einer 30-prozentigen Auslastung der Intensivbetten in den Krankenhäusern ist erreicht.
Die stellvertretende Pariser Bürgermeisterin Anne Souyris sagte dem Sender France Info, die Schließung aller Bars und Restaurants stehe möglicherweise kurz bevor. Sie schloss sogar neue Ausgangsbeschränkungen für den Großraum mit zwölf Millionen Menschen nicht aus. Am Donnerstagabend könnte die französische Regierung neue Maßnahmen verkünden.
Im Großraum um Marseille und Aix-en-Provence sind bereits alle Bars und Restaurants geschlossen. Das örtliche Verwaltungsgericht wies am Mittwoch einen Einspruch der Region und von Gastwirten ab. Die Maßnahme gilt vorerst bis zum 11. Oktober.
In Paris und zehn weiteren Städten müssen Bars seit Montag um 22.00 Uhr schließen. Zudem sind Versammlungen von mehr als zehn Menschen im öffentlichen Raum nicht mehr erlaubt, Großveranstaltungen dürfen höchstens tausend Teilnehmer haben - dies gilt etwa für das laufende Tennisturnier der French Open in Paris, das nur mit einem Fünftel der geplanten Zuschauer stattfindet. In Bordeaux scheiterte zudem eine Eilklage gegen die Schließung aller Fitnessstudios.
In ganz Frankreich wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde von Dienstagabend gut 8000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert - nur noch die Hälfte des Höchststandes von mehr als 16.000 in der vergangenen Woche.
Sorge bereitet den Behörden allerdings die steigende Zahl der Einweisungen auf Intensivstationen: Landesweit wurden innerhalb einer Woche 815 Patienten neu aufgenommen. Damit liegen derzeit in Frankreich fast 1200 Menschen auf Notfallstationen, auf dem Höhepunkt der Pandemie im Frühjahr waren es mehr als 7000. Die Zahl der Todesfälle stieg auf fast 31.900.
by Von Andréa BAMBINO