Die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland geht weiter nach oben. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen mitteilte, stieg die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz erneut an und erreichte nun den Wert von 82,9. Intensivmediziner forderten eine sofortige Rückkehr in den Lockdown.
Laut RKI wurden in Deutschland innerhalb von 24 Stunden mehr als 6600 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl lag um rund 1600 höher als eine Woche zuvor. Zudem wurden 47 neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion registriert.
Der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis, forderte im Sender RBB, sofort wieder in den Lockdown zu gehen, um eine starke dritte Welle der Pandemie noch zu verhindern. Zumindest müsse die von Bund und Ländern für den Fall steigender Infektionszahlen vereinbarte "Notbremse" mit einer Rücknahme von erfolgten Lockerungen der Schutzmaßnahmen nun konsequent umgesetzt werden.
"Ansonsten würden wir jetzt noch einmal 5000, 6000 Patienten auf der Intensivstation sehen", warnte der Divi-Experte. Derzeit liege deren Zahl bei rund 2800. Am Wochenende hatte auch das RKI in seinem Lagebericht davor gewarnt, dass um Ostern herum die Zahl der Neuinfektionen sogar noch höher liegen könnte als Ende Dezember. Der Inzidenzwert der Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner könne dann womöglich bis auf 350 ansteigen, bei einer ungünstigen Entwicklung sogar auf mehr als 500.
Auch Regierungssprecher Steffen Seibert drang vor diesem Hintergrund auf die strikte Beachtung der vereinbarten "Notbremse". "Dieser Beschluss ist umzusetzen, nicht nur in den erfreulichen Passagen, sondern auch in denen, die schwieriger sind", stellte Seibert klar. Allerdings bleibe die konkrete Umsetzung Sache der Länder.
Zu den wieder rasch steigenden Infektionszahlen in Verbindung mit der Ausbreitung von Varianten des Coronavirus sagte Seibert: "Das sind keine guten Nachrichten." Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sprach von einem "sehr dynamischen" Infektionsgeschehen.
Bund und Länder hatten sich am 3. März auf einen Stufenplan für begrenzte Lockerungen der Schutzmaßnahmen verständigt. Sollte allerdings regional der Inzidenzwert drei Tage in Folge über 100 liegen, sollten diese Lockerung zurückgenommen werden. Für den 22. März sind neue Spitzenberatungen von Bund und Ländern vorgesehen.
Der Inzidenzwert von 100 wird inzwischen wieder in immer mehr Landkreisen überschritten. Gleichwohl weigern sich diese teilweise, die "Notbremse" umzusetzen. Zudem wurden am Montag auch viele weiterführende Schulen wieder für den Präsenzbetrieb geöffnet, selbst in Regionen mit sehr hohen Infektionszahlen.
Die Bundesregierung rief erneut zu einem Verzicht auf Reisen auf. "Wir raten weiterhin von jeder vermeidbaren Reise ab", sagte Seibert. Zur Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca und weitere Regionen sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts, dies solle nicht als "Einladung zum Reisen" verstanden werden.
Ähnlich äußerten sich Politiker von SPD und CSU. "Reisen sollten an Ostern möglichst nicht unternommen werden, erst recht keine Flugreisen", sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der "Rheinischen Post". Es gelte der Aufruf, "auf alle nicht notwendigen Bewegungen zu verzichten", sagte auch CSU-Generalsekretär Markus Blume in der Sendung "Bild live".
by John MACDOUGALL