Corona ist zurück! Vor etwas mehr als einem Jahr erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Pandemie für beendet, doch das Coronavirus ist nach wie vor präsent: Die ansteckenden KP-Omikronvarianten verursachen weiterhin Infektionen - und scheinen jetzt wieder für echte Probleme zu sorgen!
"Wir haben keine Sommergrippe, wir haben Sommer-Covid", sagt Elke Cremer, die mit ihrem Mann eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis führt und Vorstandsmitglied im Hausärzteverband Nordrhein ist. Das belegen auch aktuelle Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI), das am Mittwoch einen bundesweiten Anstieg meldete: Die Zahl der übermittelten Covid-Fälle sei in der 25. Woche im Vergleich zur Vorwoche weiter gestiegen. Das RKI schätzt die Inzidenz in der Bevölkerung auf 500 Corona-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Die neuen KP.2-Varianten machen dabei rund 15 Prozent der Fälle aus.
Die Patienten zeigen "kräftige Symptome", mit Kopfschmerzen und starken Halsschmerzen. Eine Patientin berichtete, sie fühle sich, als habe sie "eine Rasierklinge im Kehlkopf". Betroffen seien derzeit vor allem jüngere Patienten, so die Troisdorfer Hausärztin. Das bestätigt auch Dr. Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Rhein-Sieg-Kreis. Ihre Patienten litten unter langen Verläufen mit anhaltendem Husten. "Symptome haben die Betroffenen selten unter zwei Wochen, manchmal dauert es bis zu zwei Monate – die Leute sind verzweifelt", sagt die Hennefer Ärztin. Ihr Wartezimmer sei ständig voll mit Patienten, die unter Erkältungskrankheiten leiden, Ruhephasen gäbe es kaum noch. "Das ist schon ungewöhnlich viel", sagt Hiepler. "Es wäre möglich, dass eine Verbindung zu den vielen Menschenansammlungen während der EM besteht", vermutet Elke Cremer. Dies sei auch auf Mallorca festzustellen.
Es sei jedoch auch klar, dass es derzeit kein stimmiges Verfahren gebe, wie mit der Situation umzugehen sei. "Wir haben keine Testpflicht mehr, deshalb sind die Zahlen überhaupt nicht aussagekräftig", sagt die Hausärztin. Schnelltests seien im Leistungskatalog nicht mehr enthalten, die Patienten müssten also selbst einen Test durchführen. "Die meisten wollen das aber nicht mehr", sagt Cremer. Bei den jungen Erwachsenen sei es so, dass sie das Gefühl hätten, einen Teil ihrer Jugend verpasst zu haben. "Die wollen deshalb damit abschließen." Dass Corona-Tests kaum noch nachgefragt werden, bestätigt auch die Sankt Augustiner Apothekerin Ulrike Jüngel-Sandner, die zugleich als Sprecherin der Apothekerschaft im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis fungiert. "Wir haben die Tests eigentlich gar nicht mehr im Sortiment, die Nachfrage ist einfach zu gering", sagt die Apothekerin. Die Zahl der Menschen mit massiven Erkältungssymptomen sei derzeit zwar hoch, die Zahl derer, die nach einem Test fragten, könne sie aber "an einer Hand abzählen".
In ihrer Troisdorfer Hausarztpraxis hat Elke Cremer die während der Pandemie erprobten Maßnahmen beibehalten. Die Infektionssprechstunde wurde weitergeführt, Patienten mit Erkältungssymptomen kommen vor der Mittagspause oder dem Feierabend, um nicht mit gefährdeten Patienten in Kontakt zu kommen. "Wir tragen bei diesen Patienten weiterhin Maske – das ist eine geübte Routine, die uns selbst schützt", sagt die Troisdorferin. Dass sich wieder mehr Menschen auf das während der Pandemie Erlernte besinnen, wünscht sich die Hausärztin. "Es kann Menschen schützen, für die Covid immer noch eine schwere Erkrankung ist." Der Hennefer Ärztin Dr. Jacqueline Hiepler ist es wichtig, dass gerade die jungen Menschen wieder lernen, die Viren auszuhalten. "Wir alle werden immer mal wieder an Corona erkranken und werden uns dem stellen müssen", sagt die KV-Vorsitzende. Ein Restrisiko bestehe zwar, "das ist aber alles beherrschbar."