Die Polizei ist machtlos! Vor etwa vier Monaten wurde ein Mann in der historischen Altstadt von Stade brutal mit einem Messer attackiert. Danach musste sogar ein Krankenhaus unter Polizeischutz gestellt werden! Was führte zu dieser tödlichen Auseinandersetzung - und, wieso kann die Polizei nicht durchgreifen? Hier alle Hintergründe:
Am 22. März 2024 wurde Khaled Rachid El-Zein, ein bekanntes Mitglied des El-Zein-Clans, in Stade niedergestochen. Er erlag seinen Verletzungen am nächsten Tag im Krankenhaus. Nach Recherchen des NDR und des ARD Politikmagazins "report München“ war die Tat der Höhepunkt eines eskalierenden Streits zwischen zwei türkisch-arabischen Großfamilien, dem El-Zein- und dem Miri-Clan. Stade beherbergt mehrere Großfamilien mit Migrationshintergrund. Viele Mitglieder sind unbescholtene Bürger, doch Clanexperte Thomas Ganz schätzt, dass etwa 350 Personen in kriminelle Strukturen verwickelt sind. Der Tod von Khaled Rachid El-Zein markierte nicht den ersten Vorfall dieser Art; in den letzten zwei Jahren gab es in Stade bereits drei tödliche Angriffe im Clanmilieu.
Am 22. März 2024 eskalierten die Spannungen gegen 16 Uhr, als Mitglieder des El-Zein-Clans einen Shisha-Shop in der Fußgängerzone angriffen, der dem Miri-Clan zugerechnet wird. Khaled El-Zein war an diesem Angriff beteiligt. Überwachungsvideos, die im Internet kursieren, zeigen die Gewalttat. Kurz darauf erfolgte eine Gegenattacke eines Miri-Mitglieds auf ein Wohnhaus der El-Zeins. Die Gewaltspirale setzte sich fort, als Mitglieder der El-Zein-Familie ein Fahrzeug des Miri-Clans im Stadtgebiet rammten. Was zunächst wie ein Verkehrsunfall aussah, endete in einer Schlägerei, bei der Khaled El-Zein tödlich verletzt wurde. Die Polizei konnte die Eskalation nicht verhindern.
Nach der Messerattacke wurde Khaled El-Zein in die Elbeklinik gebracht, wo er am nächsten Tag verstarb. Angehörige versammelten sich vor dem Krankenhaus, das unter Polizeischutz stand. Die Familie beerdigte Khaled im Libanon. Die genauen Hintergründe der Auseinandersetzung bleiben unklar, jedoch vermutet die Polizei Konkurrenz- und Revierstreitigkeiten als Ursache. Bereits im November 2023 kam es in Buchholz zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden Clans. Khaled El-Zein war von 2010 bis 2013 in einen großen Drogenprozess verwickelt und wurde 2013 wegen Drogenhandels zu einer hohen Haftstrafe verurteilt. Der mutmaßliche Täter, ein 24-jähriges Mitglied des Miri-Clans, wurde festgenommen. Ein Schwager des Täters schilderte die Eskalation als Tragödie für beide Familien und behauptete, der Getötete habe provoziert. Die Ermittlungen dauern an, und der mutmaßliche Täter befindet sich in Untersuchungshaft.