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Christopher Lee: Vor genau fünf Jahren starb Hollywoods liebster Feind

Eine beispiellose Karriere

Was hätte Hollywood nur getan, wäre Sir Christopher Lee nicht am 27. Mai 1922 in London als Sohn des britischen Offiziers Geoffrey Trollope Lee und seiner Frau Estelle Marie geboren worden? Wer hätte als Francisco Scaramanga mit seinem goldenen Colt auf James Bond gezielt? Wer wäre als Count Dooku in "Star Wars" der dunklen Seite der Macht verfallen - und wer hätte dem Hobbit Frodo nebst Gefährten die Heldenreise nach Mordor zur Hölle gemacht? Niemand war so gut darin wie Lee, böse zu sein. Vor genau fünf Jahren, am 7. Juni 2015, starb des Kinos liebster Schurke.

Zwischen Bösewicht und realem Helden

In Retrospektive betrachtet mag Christopher Lee ja der geborene Schurke sein. Unterstützt wird diese These etwa durch die Tatsache, dass seine erste Rolle in einer Schulaufführung die eines weltberühmten Bösewichts war: Rumpelstilzchen. Im realen Leben durfte sich Lee hingegen sehr wohl als Held wähnen. 1941 ging er freiwillig zur Royal Air Force, der Zweite Weltkrieg führte Lee als Nachrichtenoffizier nach Nordafrika, Italien und Österreich. Nach Kriegsende verbrachte er die letzten Monate seines Militärdienstes mit dem Aufspüren von NS-Kriegsverbrechern. Das abgrundtief Böse musste sich also zur Abwechslung vor Lee in Acht nehmen.

Frankenstein bis Fu Manchu

Zehn Jahre lang schlug sich Lee in der Folgezeit mit kleinen Nebenrollen durch, bevor er 1957 den Durchbruch mit seiner ersten Horror-Rolle für die berühmten Hammer Studios hatte: Der Schauspieler war wie geschaffen für die Rolle des Monsters in "Frankensteins Fluch". Den Dr. Frankenstein gab Peter Cushing, das vielleicht legendärste Horror-Gespann der Filmgeschichte war geboren. 1958 waren die beiden in "Dracula" erstmals in ihren Paraderollen zu sehen: Lee als charismatischer Graf Dracula, Cushing als grimmiger Vampirjäger Abraham van Helsing.

Unzählige Male verkörperte Lee in den nächsten Jahren den Blutsauger aus Transsylvanien und andere Figuren aus dem klassischen Grusel-Repertoire, darunter Jekyll und Hyde, die untote Mumie, den verrückten Mönch Rasputin und den chinesischen Superschurken Fu Manchu. Es erscheint fast wie ein Wunder, dass Lee zwischendurch noch die Zeit fand, zu heiraten: 1961 führte er das dänische Ex-Model Birgit Kroencke (85) vor den Traualtar, die Ehe hielt bis zu seinem Tod. 1963 kam Lees einzige Tochter Christina zur Welt.

Er wollte nicht als Monster enden

Mit der Rolle als Scheusal hatte Lee keine Probleme - wohl aber damit, in die Ecke des ewigen, immer trashigeren Monsters gedrängt zu werden. Lee strebte nach anspruchsvolleren Aufgaben. Ganz nach seinem Geschmack waren etwa Lord Summerisle in "The Wicker Man" (1973) und natürlich Scaramanga in "James Bond 007: Der Mann mit dem goldenen Colt" (1974). Seine markante tiefe Stimme machte Lee auch zu einem gefragten Synchronsprecher - dank seiner Sprachkenntnisse nicht nur auf Englisch. So lieh er etwa auch in der deutschen Fassung von "Das letzte Einhorn" (1982) dem finsteren König Haggard seine Stimme. Ab "Sleepy Hollow" (1999) gehörte Lee zudem als Schauspieler und Sprecher zur Stammbesetzung Tim Burtons.

Ein Leben für die Leinwand - und Heavy Metal

Unfassbare 67 Jahre trennen Lees erste verbriefte Filmrolle in "Im Bann der Vergangenheit" (1947) und seine letzte in "Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere" von 2014. Nicht einmal ein Jahr vor seinem Tod mit 93 schlüpfte er darin noch einmal in seine Rolle als diabolischer Magier Saruman, so wie er es in der "Herr der Ringe"-Trilogie bereits getan hatte. Fun Fact: Als einziges Mitglied des Casts hatte Lee den "Herr der Ringe"-Autoren J.R.R. Tolkien noch persönlich getroffen.

Überhaupt hielten seine späteren Jahre noch diverse Highlights parat. Sein Ritterschlag durch Queen Elizabeth II. etwa am 13. Juni 2009, auf den Lee immerhin 87 Jahre warten musste. Der Mime krönte sich zudem selbst zum ältesten Heavy-Metal-Sänger der bisherigen Menschheitsgeschichte, als er mit über 90 das Album "Charlemagne: The Omens of Death" veröffentlichte.