China hat erstmals ein System für den Handel mit Verschmutzungsrechten gestartet. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, traten die Regeln für den Emissionshandel am Montag in Kraft. Umfasst werden davon zunächst gut 2200 Energieunternehmen im Land, die einen Treibhausgasausstoß von mehr als 26.000 Tonnen pro Jahr haben.
Emissionshandelssysteme basieren darauf, dass der Ausstoß von Treibhausgasen ein Preisschild bekommt und damit ein marktwirtschaftlicher Anreiz zur Verringerung der Emissionen geschaffen wird. Unternehmen müssen sich Zertifikate sichern, die einen bestimmten Ausstoß erlauben - oder sie können die Zertifikate auch verkaufen, wenn sie weniger CO2-Äquivalente ausstoßen. In der EU gibt es ein derartiges System bereits seit 2005. In Deutschland war es zum Jahreswechsel auf die Bereiche Verkehr und Wärme erweitert worden.
China ist der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen und will bis zum Jahr 2060 CO2-Neutralität erreichen. Bislang liefern in der Volksrepublik Kohlekraftwerke allerdings noch immer rund 60 Prozent des Stroms. 2019 war die Volksrepublik mit knapp 14 Milliarden Tonnen CO2 der weltweit größte Emittent - die 14 Milliarden Tonnen sind rund 29 Prozent des gesamten globalen Ausstoßes.
Obgleich erwartet wird, dass sich der chinesische Emissionshandel vom Volumen her zum größten der Welt entwickelt, erwarten Klimaschützer zu Beginn eher begrenzte Effekte. In seiner jetzigen Form werde der Zertifikatehandel auf dem Weg hin zur CO2-Reduktion noch keine große Rolle spielen, sagte Analyst Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy an Clean Air (CREA) der Nachrichtenagentur AFP. Er könne künftig jedoch zu einem "wichtigen Werkzeug" werden - und das "sehr schnell", wenn sich die Regierung in Peking dazu entschließe, dem Mechanismus "mehr Biss" zu verleihen.
Noch seien die Strafen für ein Überschreiten der Emissionshöchstgrenzen "zu niedrig, um abschreckend zu wirken", kommentierte Zhang Jianyu, Vizepräsident der Nichtregierungsorganisation NGO Environmental Defense Fund China. Energieexperte Li Shuo von Greenpeace China verwies darauf, dass die Kohleproduktion in China zuletzt wieder zugelegt habe und sich dem Höchststand der Jahre 2012 bis 2014 annähere.
by JOHANNES EISELE