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Chile gedenkt zum 50. Jahrestag des Pinochet-Putsches der Opfer der Junta

Zum 50. Jahrestag des Militärputsches von General Augusto Pinochet hat Chile der Opfer der Militärherrschaft gedacht. "Ganz gleich, welche Färbung eine Regierung hat, welche die Menschenrechte verletzt, sei sie rot, blau oder schwarz: Die Menschenrechte müssen immer respektiert werden und deren Verletzung muss ohne Einschränkung verurteilt werden", sagte der linksgerichtete Präsident Gabriel Boric am Montag.

Boric sprach bei einer Gedenkveranstaltung im Präsidentenpalast La Moneda in der Hauptstadt Santiago, bei der an den gewaltsamen Sturz des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende am 11. September 1973 erinnert wurde. Um 11.52 Uhr hielten die Teilnehmer eine Schweigeminute ab, zu jenem Zeitpunkt wurde vor 50 Jahren der Präsidentenpalast von der Luftwaffe bombardiert.

Die sozialistische Senatorin Isabel Allende, die Tochter des von Pinochet gestürzten Präsidenten, berichtete von ihren Erinnerungen an den Putsch. "Heute, wo die Demokratie weltweit neuen autoritären Bedrohungen ausgesetzt ist, ist es notwendiger denn je, die Verpflichtung jedes Einzelnen für die Demokratie zu erneuern." Auch die Präsidenten Mexikos, Kolumbiens, Boliviens und Uruguays nahmen an der Zeremonie teil.

Pinochet hatte Salvador Allende 1973 mit Unterstützung des US-Geheimdiensts CIA gestürzt und die Macht in Chile übernommen. Allende nahm sich das Leben, während die Truppen vorrückten. Während Pinochets 17-jähriger Herrschaft wurden mehr als 3200 Menschen getötet oder verschwanden spurlos - sie wurden verschleppt und vermutlich auch ermordet. Rund 38.000 weitere Menschen wurden inhaftiert und gefoltert.

Pinochet starb 2006 im Alter von 91 Jahren an einem Herzinfarkt, ohne je für die Verbrechen verurteilt worden zu sein. Auch ein halbes Jahrhundert nach dem Putsch ist Chile immer noch gespalten zwischen Befürwortern und Kritikern der Militärherrschaft.

Am Sonntag war ein Marsch in Santiago zum Gedenken an die Opfer von gewaltsamen Auseinandersetzungen überschattet worden, bei denen unter anderem Steine auf den Präsidentenpalast geworfen wurden. Regierungsangaben zufolge wurden sechs Polizisten verletzt und elf Menschen festgenommen.

mhe/ju