Offenbar scheinen die Kriterien über eine erneute Öffnung der Schulen in de Politik weit auseinanderzugehen. Während sich einige Politiker bereits für eine erneute Öffnung der Schulen im Februar aussprechen, würden andere Politiker die Schulen lieber bis mindestens Ostern geschlossen lassen. Wieso sind die Ansichten der Politiker so unterschiedlich?
Für große Verwirrung sorgt im Augenblick das Thema der Schulöffnungen. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (59, SPD) glaubt, dass bereits im Februar die ersten Schulen wieder geöffnet werden. “Sicher nicht vollständig“, schränkte Ernst, die auch brandenburgische Bildungsministerin ist, ihre Aussage dann gegenüber der Zeitung “Rheinische Post“ ein. “Aber ich halte das bei entsprechender Infektionslage beispielsweise mit Wechselunterricht für möglich. Allerdings kann das anfangs auch nur für Abschlussklassen und die ersten Klassenstufen gelten. Distanzunterricht über einen langen Zeitraum tut insbesondere den Grundschulkindern nicht gut“, erklärt Ernst und positioniert sich damit klar als Befürworterin für eine schnelle Öffnung der Schulen. Nach Meinung von Ernst, sollten die Bundesländer die Entscheidung zur Öffnung der Schulen dem lokalen Infektionsgeschehen anpassen: “Ich finde es richtig, wenn die Länder die Spielräume, die ihnen die Beschlüsse bieten, unterschiedlich nutzen“, erklärt die SPD-Politikerin. Doch wirklich einig scheinen sich die Politiker bei dem Thema nicht zu werden.
Für Ernsts thüringischen Amtskollegen Helmut Holter (67, Linke) scheint eine Öffnung der Schulen im Augenblick nicht zur Debatte zu stehen. “Ich gehe davon aus, dass die Schulen bis Ostern geschlossen bleiben müssen“, sagte Holter gegenüber dem “MDR“. Erst wenn der Inzidenzwert wieder unter 50 gefallen sei, könne der normale Schulbetrieb in Thüringen wieder eine Option sein. Bis dieses Ziel in Thüringen, einem der Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten erreicht sei, werde es wohl noch bis April dauern. Gleichzeitig schließt Holter allerdings die Schulöffnung für Wechselunterricht nicht aus. “Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 200 können wir auch zusammen mit dem Gesundheitsministerium entscheiden, ob wir in den eingeschränkten Regelbetrieb wechseln“, erklärte der Politiker.
Auch in Berlin scheint man sich auf eine längere Schließung der Schulen einzustellen. Allerdings legt man hier Wert darauf, je nach Situation zu entscheiden. “Je besser wir die Zahlen herunterkriegen, umso früher können wir öffnen“, sagte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Dabei forderte die Ministerin man solle in den Bundesländern flexibel auf die jeweiligen Situationen reagieren. “Wichtig ist, dass wir uns jetzt Konzepte überlegen und uns dann an den Infektionszahlen orientieren. Dort wo die Zahlen runtergehen, können wir Präsenzunterricht machen“, erklärt Karliczek, stellt aber gleichzeitig klar, dass im Augenblick der Gesundheitsschutz höchste Priorität habe.
Britta Ernst, die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz forderte vor allem die Firmen auf, die Abschlußzeugnisse der Schülerinen und Schüler in diesem Jahr nicht als einen Makel zu sehen. “Diese Absolventen werden es sein, die unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen einen Abschluss gemacht haben. Sie haben gelernt, noch eigenverantwortlicher zu arbeiten. Das wird ihnen im späteren Leben sogar helfen. Und ich hoffe, dass auch die Personalabteilungen in diesem Meistern der Krise einen besonderen Wert potenzieller Bewerberinnen und Bewerber erkennen werden. Ein Abschlusszeugnis der Jahre 2020 und 2021 kann künftig als besondere Auszeichnung gelten, nicht als Makel.“ Außerdem machte sich Ernst für zusätzliche Bildungsangebote in den Sommerferien stark. Damit könnten nach Meinung der Politikerin Defizite ausgeglichen werden, die wegen des Distanzunterrichts entstanden sein könnten.