Im Süden der Ukraine herrschen chaotische Szenen, da russische Soldaten überhastet den Rückzug aus dem Front-Dorf Uroschaine in der Region Donezk angetreten haben. Nach zwei Wochen intensiver Kämpfe hat die Ukraine den strategisch wichtigen Ort eingenommen, der einst rund 1000 Einwohner hatte. Die Russen beschuldigen sich nun gegenseitig, wer für die strategisch bedeutende Niederlage verantwortlich ist.
Auf Drohnenaufnahmen, die höchstwahrscheinlich vom Samstag stammen, sind russische Truppen zu sehen, die ohne gepanzerte Fahrzeuge eilig aus Uroschaine abziehen müssen. Über 50 russische Soldaten sind auf den Aufnahmen zu Fuß in Richtung Süden unterwegs. Allerdings wurden die flüchtenden Russen von einer ukrainischen Drohne entdeckt, die ihre Position an die ukrainische Artillerie meldet, die umgehend mit dem Beschuss beginnt. Zuerst kommen konventionelle Geschosse zum Einsatz, gefolgt von Streumunition gegen die sich zurückziehenden russischen Soldaten, die dem ukrainischen Beschuss schutzlos ausgeliefert sind. Diese Szenen haben zu wütenden Schuldzuweisungen zwischen verschiedenen Einheiten der russischen Invasionsstreitmacht geführt.
Ein russischer Soldat beschuldigt seine Kameraden des Trinkens
Ein Kämpfer einer Spezialeinheit der "Volksrepublik Donezk" berichtet: "Das Problem, das Dorf zu halten, liegt hauptsächlich am mangelnden Willen der 36. Armee, es zu verteidigen." Er wirft der Panzereinheit der 37. Brigade vor, sich geweigert zu haben, die Infanterie in den Kämpfen um Uroschaine zu unterstützen, mit der Begründung, die Panzer seien angeblich sofort nach dem Einmarsch in die Schussposition zerstört worden. Der Kämpfer erklärt den Kampfunwillen der 36. Armee aus dem fernöstlichen Ulan-Ude damit, dass die Hälfte der Brigade in Wirklichkeit damit beschäftigt sei, Alkohol zu trinken, und die Offiziere nicht in der Lage seien, sie zur Besinnung zu bringen. Andere russische Kriegsblogger berichten ebenfalls, dass nur die 40. Brigade der russischen Luftlandetruppen und die "Sondereinheit Kaskade" der von Moskau kontrollierten Volksrepublik Donezk das Dorf bis zum Ende verteidigt hätten.
Andere Einheiten hätten sich unter dem Druck der ukrainischen Gegenoffensive bereits am Freitag zurückgezogen – entgegen dem Befehl aus Moskau! Strategisch wichtiger Ort an der Straße nach Mariupol Uroschaine besitzt trotz seiner geringen Größe eine immense Bedeutung für die russischen Besatzer und die ukrainischen Befreier, da es an der strategisch bedeutenden Straße "T0518" liegt. Diese Straße führt bis nach Mariupol am Asowschen Meer, das Russland im Mai 2022 erobert hat. Mit der Einnahme von Uroschaine hat die ukrainische Armee seit Beginn ihrer Gegenoffensive am 5. Juni insgesamt sechs Ortschaften entlang der Straße zurückerobert und damit neun Kilometer der asphaltierten Strecke unter ihre Kontrolle gebracht. Nun sind es noch 80 Kilometer bis nach Mariupol.