Auf verschiedenen Wahlplakaten für die Kommunalwahlen in Thüringen am 26. Mai ist ein Bild von Björn Höcke (52) zu sehen, einem führenden Mitglied der rechtsgerichteten AfD. Darunter steht der Slogan: „Ich wähle die echte Alternative für den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.“ Die Plakate unterscheiden sich von den üblichen AfD-Plakaten, da sie weiß statt AfD-blau sind und kein AfD-Logo enthalten - plant Höcke eine Abspaltung?
Hintergrund: In Südost-Thüringen tritt die AfD mit zwei verschiedenen Listen an. Das kuriose Duell besteht zwischen der Alternative für Deutschland (AfD) und der "Alternative für den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt“ (AfL). Dies resultiert aus einem Machtkampf im Kreisverband, bei dem mehrere Höcke-treue AfD-Mitglieder eine eigene Wählergruppe gründeten, da sie die von der Original-AfD gewählte Liste nicht akzeptieren wollen. Diese Abspaltung stellt einen Verstoß gegen die Bundessatzung dar, die die gleichzeitige Mitgliedschaft in der AfD und einer anderen politischen Organisation verbietet, wenn ein Konkurrenzverhältnis besteht.
Eine Anfrage von BILD bei den Bundesparteichefs Tino Chrupalla (49) und Alice Weidel (45), warum sie diese Art der Parteispaltung dulden, blieb unbeantwortet. Die CDU spricht von Wählertäuschung gemäß Paragraf 14 des Thüringer Wahlgesetzes. Zudem müsste Höcke, um seine Behauptung auf dem Plakat, die AfL zu wählen, zu untermauern, seinen Wohnsitz im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt haben. Tatsächlich lebt er jedoch mit seiner Familie 200 Kilometer entfernt im Kreis Eichsfeld. Zusätzlich provoziert Höcke die Justiz mit weiteren Plakaten. Anstelle des verbotenen SA-Spruchs "Alles für Deutschland“, für den er derzeit vor dem Landgericht in Halle verantwortlich gemacht wird, steht auf einigen AfL-Plakaten "Alles für Thüringen“. Diese Abwandlung hatte er auch in einem der Anklagefälle in Gera verwendet, bei dem der SA-Spruch kombiniert wurde.