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Castillo liegt bei Stichwahl in Peru knapp vorn - Fujimori erhebt Betrugsvorwürfe

Kopf-an-Kopf-Rennen um Präsidentschaft in lateinamerikanischem Land

Einen Tag nach der Stichwahl um die Präsidentschaft in Peru ist noch keine Entscheidung in Sicht: Der linksgerichtete Bewerber Pedro Castillo lag nach Auszählung von mehr als 96 Prozent der Stimmen knapp vor seiner Rivalin Keiko Fujimori. Die rechtspopulistische Politikerin, die nach Bekanntgabe der ersten Teilergebnisse in Führung gelegen hatte, erhob Betrugsvorwürfe. Es kann noch mehrere Tage dauern, bis das amtliche Endergebnis der Wahl feststeht.

Dem jüngsten Teilergebnis zufolge liegt Castillo bei 50,28 Prozent, während seine Konkurrentin auf 49,72 Prozent kommt. Nach Angaben der Wahlkommission entspricht dies einem hauchdünnen Vorsprung von 95.508 Stimmen für Castillo, der seit der Bekanntgabe der ersten Ergebnisse am Sonntagabend kontinuierlich Boden gut machen konnte.

Der frühere Dorfschullehrer profitierte davon, dass immer mehr Ergebnisse aus den Wahllokalen auf dem Land, seiner Wählerbastion, eintrafen. Bis zur Verkündung eines offiziellen Endergebnisses können aber noch mehrere Tage vergehen. Als Zünglein an der Waage könnten sich dabei die mehr als eine Million Stimmen von Peruanern erweisen, die im Ausland abgestimmt haben.

Fujimori beklagte am Montag eine angebliche Manipulation der Wahl. Es gebe eine "Reihe von Unregelmäßigkeiten" und "Hinweise auf Betrug", sagte sie bei einer Pressekonferenz in Lima. Es bestehe "die eindeutige Absicht, den Willen des Volkes zu boykottieren". Die 46-Jährige zeigte Fotos und Videos, die ihren Angaben zufolge Unregelmäßigkeiten bei der Stimmauszählung dokumentieren.

Die Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) erklärten hingegen, die Wahl sei ordnungsgemäß abgelaufen. Das Verhalten der beiden Kandidaten in diesen "entscheidenden Stunden" sei von großer Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Ruhe im Land.

Beide Bewerber hatten bei ihrer Stimmabgabe am Sonntag versprochen, das Wahlergebnis auch im Falle einer Niederlage zu akzeptieren. Fujimori erklärte, sie werde den Willen der Wähler respektieren, "egal wie das Ergebnis lautet". Nach der Wahl 2016 hatte sie sich zunächst geweigert, den Sieg ihres Rivalen Pedro Pablo Kuczynski anzuerkennen. Später bezeichnete sie ihr Verhalten als "Fehler".

Fujimori bewirbt sich bereits zum dritten Mal um das höchste Staatsamt. 2011 und 2016 landete die Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori in der Stichwahl jeweils knapp hinter ihren Konkurrenten. Fujimori steht in der weitverzweigten Affäre um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht unter Korruptionsverdacht und verbrachte insgesamt 16 Monate in Untersuchungshaft.

by Von Luis Jaime CISNEROS