Das mächtigste Verteidigungsbündnis der Welt, die NATO, tagt ab heute Mittag in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Diese liegt nur 30 Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt, dem engsten Verbündeten von Russlands Präsident Wladimir Putin. Zudem befindet sich Vilnius lediglich 160 Kilometer von Kaliningrad entfernt, der russischen Exklave, in der Putin seine gefürchteten Iskander-Raketen stationiert hat. Doch die NATO signalisiert bereits zum Beginn des Gipfels: Wir sind abwehrbereit!
Die Bundeswehr hat drei Kampfstaffeln des Flugabwehrsystems Patriot nach Vilnius verlegt. Insgesamt 250 deutsche Soldaten bewachen mit drei Radareinheiten den Luftraum. Entlang der Landebahn des Flughafens stehen zudem zwölf Raketenstartgeräte, scharf gestellt und mit 4 bis 8 Raketen bestückt. Diese sind bereit, feindliche Raketen, Kampfjets, Drohnen oder Marschflugkörper abzuwehren. Sobald ein solches Objekt in den litauischen Luftraum eindringen würde, würde das Patriot-System eine Abwehrrakete abfeuern, um das feindliche Geschoss in der Luft abzufangen und zu zerstören.
Als US-Präsident Joe Biden am Montagabend in Vilnius mit der Air Force One landete, konnte er die aufgerichteten Raketenstartgeräte nicht übersehen. Um ihm zu zeigen, wer ihn dort schützt, hatte die Luftwaffe deutsche Flaggen aufgehängt. Biden wird in Vilnius auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen, wie Nato-Chef Jens Stoltenberg bestätigte. Selenskyj wird heute Abend am Abendessen der Staats- und Regierungschefs teilnehmen.
Die Luftwaffe hat zusätzlich fünf Hubschrauber vom Typ LUH SOF nach Litauen verlegt, um im Ernstfall litauische Spezialkräfte in den Kampfeinsatz zu fliegen. Deutsche Eurofighter übernehmen zudem bewaffnete Patrouillenflüge während der Nacht, um den litauischen Luftraum abzusichern. Tankflugzeuge vom Typ A330 und A400M versorgen französische Kampfjets (Rafale) und finnische F-18 während ihrer Patrouillenflüge in der Luft mit Kerosin.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ist auf dem Weg nach Vilnius. Er flog heute um 9 Uhr mit einem alten Regierungsflieger vom Typ A340. Im Gegensatz zu den neuesten Maschinen verfügt dieser über ein eingebautes Selbstschutzsystem. Scholz wird ebenfalls am Gipfel teilnehmen und die deutschen Streitkräfte vor Ort unterstützen.
Der Einsatz der Bundeswehr rund um den Anti-Putin-Gipfel in Vilnius ist also enorm. Von der Flugabwehr mit dem Patriot-System, über bewaffnete Patrouillenflüge der Eurofighter bis hin zur Versorgung mit Kerosin – die Bundeswehr ist bestens darauf vorbereitet, die Sicherheit der Staats- und Regierungschefs sowie der Teilnehmer des Gipfels zu gewährleisten.