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Bundeswehr kann mit erster Maschine nur wenige Menschen aus Kabul ausfliegen

Bis zu 600 Bundeswehrsoldaten sollen Flüge vor Ort absichern

Die Bundeswehr hat mit ihrem ersten Evakuierungsflug nur eine kleine Gruppe von Menschen aus Kabul ausfliegen können. "Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allem durch die Menschenmengen", sagte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin".

"Wir haben es gestern geschafft, in einer wirklich halsbrecherischen Landung unsere Maschine zu Boden zu bringen", sagte die Ministerin. Es sei in erster Linie darum gegangen, Soldaten zur Absicherung der Evakuierungsflüge nach Kabul zu bringen. "Wir hatten nur ganz wenig Zeit und deswegen haben wir nur die mitgenommen, die jetzt wirklich auch vor Ort waren. Und die konnten gestern wegen der chaotischen Situation noch nicht in einer größeren Zahl am Flughafen sein."

Eine zweite Transportmaschine warte derzeit auf die Freigabe der USA, um Richtung Kabul zu starten und weitere Menschen in Sicherheit zu bringen, fügte die Ministerin hinzu. Zur Absicherung der Flüge seien insgesamt bis 600 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr vorgesehen.

Sie hoffe, dass der Flughafen in Kabul lange offen gehalten werden könne und "dass wir doch über die nächsten Tage eine richtige Laufbrücke aufbauen können", sagte Kramp-Karrenbauer. Der Auftrag der Bundeswehr laute, "so lange es irgendwie geht so viele wie möglich rausholen".

Bis Montagnachmittag hatten sich vier Luftwaffen-Maschinen auf den Weg nach Kabul gemacht. Wegen der chaotischen Lage auf dem Flughafen verzögerte sich der erste Evakuierungsflug jedoch stundenlang. Ein A400M-Transportflugzeug der Bundeswehr konnte schließlich in der Nacht von Kabul aus in Richtung Taschkent in Usbekistan abheben.

Die Taliban hatten am Sonntag nach einem zehntägigen Eroberungsfeldzug durch Afghanistan die Hauptstadt Kabul erreicht. Die afghanische Regierung gestand ihre Niederlage ein, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland.

Westliche Staaten wie die USA und Deutschland bemühen sich nun unter Hochdruck darum, ihr ziviles Personal aus Afghanistan auszufliegen. Die US-Regierung entsandte 6000 Soldaten zur Sicherung des Flughafens in Kabul.

by JENS SCHLUETER