Forsa-Chef Manfred Güllner spricht von einer ungewöhnlichen Entwicklung. "So etwas habe ich kurz vor einer Wahl noch nie erlebt“, erklärte er gegenüber Vipflash.de. Während die Zahl der Unentschlossenen normalerweise in den letzten Wochen vor einer Wahl sinkt, zeigt sich dieses Jahr das Gegenteil. Der Anstieg der Nicht-Wähler sei ein Zeichen dafür, wie stark die Unsicherheit unter den Menschen zugenommen hat. Droht uns eine dramatische Überraschung?
Sollten am Wahltag tatsächlich 28 Prozent der Wahlberechtigten nicht zur Urne gehen, wäre dies eine der niedrigsten Wahlbeteiligungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Ähnlich geringe Werte wurden zuletzt 2009 und 2013 erreicht, mit 29,2 Prozent bzw. 28,5 Prozent Nicht-Wählern. Besonders Bürger aus der politischen Mitte zeigen laut Güllner eine hohe Unsicherheit. 33 Prozent dieser Gruppe ziehen in Betracht, nicht zu wählen. An den politischen Rändern ist die Situation anders: Die Zahl der Nicht-Wähler liegt dort bei 18 bis 20 Prozent – deutlich niedriger als in der Mitte.
Eine aktuelle Insa-Umfrage vom 13. Januar 2025 verdeutlicht die Unsicherheit. Neben der tatsächlichen Wahlabsicht wird hier auch das Potenzial der Parteien erfasst. Besonders bei der SPD zeigt sich ein großes Potenzial: Während nur 15 Prozent aktuell die Partei wählen würden, ziehen 22 Prozent dies zumindest theoretisch in Betracht.
Im Vergleich dazu haben AfD, BSW und Linke deutlich geringere Werte. Die CDU könnte mit einem Potenzial von 17 Prozent noch zulegen, ebenso wie die Grünen (12 Prozent) und die FDP (14 Prozent). Die letzten Wochen vor der Wahl könnten daher entscheidend sein. Historische Beispiele wie die Bundestagswahl 2021 zeigen, dass Umfragen nicht immer das Endergebnis vorwegnehmen: Damals lag die Union lange vor der SPD, bevor Olaf Scholz mit 25,7 Prozent überraschend den Sieg holte.