Die Bundesregierung will den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland beschleunigen. Bis 2030 sollen in Deutschland zehn Gigawatt grüner Wasserstoff hergestellt werden, wie es in der aktualisierten Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung vom Mittwoch hieß. Das bisherige Ziel lag bei der Hälfte. Der restliche Bedarf an Wasserstoff werde unter anderem durch Importe und Wasserstoff aus weniger umweltfreundlichen Quellen gedeckt.
Die nationale Wasserstoffstrategie wurde 2020 entwickelt, um den Anforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 gerecht zu werden. Sie soll Unternehmen und möglichen Investoren als Orientierung dienen. Das Kabinett will den Markthochlauf von Wasserstoff beschleunigen und das "Ambitionsniveau entlang der gesamten Wertschöpfungskette massiv" steigern, heißt es in der aktualisierten Fassung.
Dafür gibt es einige Änderungen: Bisher war eine Förderung auf den grünen Wasserstoff beschränkt, bei dem nur erneuerbare Energien zur Gewinnung des Wasserstoffes zum Einsatz kommen. Ziel der Bundesregierung sei es auch weiterhin, "eine zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff zu erreichen".
Bis es genügend grünen Wasserstoff gibt, sollen aber auch andere Wasserstofffarben genutzt werden, "insbesondere kohlenstoffarmer Wasserstoff aus Abfällen oder Erdgas", wie es in der Strategie heißt. "Soweit in der Markthochlaufphase notwendig", werde die Regierung zukünftig auch blauen, türkisen und orangen Wasserstoff fördern. Blauer Wasserstoff wird aus fossilen Energieträgern gewonnen, allerdings wird das anfallende Kohlendioxid nicht wie beim grauen Wasserstoff in die Atmosphäre gepustet, sondern aufgefangen und in der Erde gespeichert.
Türkiser Wasserstoff entsteht durch die thermische Spaltung von Methan, wobei Kohlenstoff in fester Form anfällt, der ebenfalls eingelagert werden kann. Oranger Wasserstoff wird aus Biomasse oder Abfallverbrennung erzeugt.
Ein anderer Streitpunkt in der Strategie waren die Sektoren, in denen Wasserstoff zum Einsatz kommen soll. Während das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) den Fokus beim Einsatz von Wasserstoff in der Vergangenheit vermehrt besonders auf die Stahlindustrie legte, pochten die FDP-geführten Ministerien für Verkehr und Forschung auf Technologieoffenheit auch für andere Bereiche wie den Verkehrssektor und das Heizen.
"Aus Sicht der Bundesregierung soll die Nutzung von Wasserstoff in den einzelnen Anwendungsfeldern nicht beschränkt werden", heißt es nun in der aktualisierten Wasserstoffstrategie. Eine staatliche Förderung solle sich jedoch auf Bereiche konzentrieren, "in denen der Wasserstoffeinsatz zwingend erforderlich bzw. alternativlos ist".
Den Einsatz von Wasserstoff im Straßenverkehr und beim Heizen sehen Experten kritisch, auch weil es mit E-Autos und Wärmepumpen gute Alternativen gibt. In der Strategie beschränkt sich der Absatz zum Verkehr dementsprechend auch auf "schwere Nutzfahrzeuge". Für die Wärmeversorgung spiele der Einsatz von Wasserstoff eine "eher nachgeordnete Rolle".
Eigentlich war die Neufassung der nationalen Wasserstoffstrategie schon für vergangenes Jahr geplant, verzögerte sich auch wegen des Krieges in der Ukraine allerdings auf dieses Jahr. Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein und muss dazu seine Energieversorgung umstellen, die zu großen Teilen noch auf fossilen Brennstoffen beruht.
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