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Bundesnetzagentur hält Gasversorgung in diesem Winter für weitgehend gesichert

Volle Speicher, stabile Importe und anhaltende Einsparungen: Die Bundesnetzagentur hält Deutschlands Gasversorgung im anstehenden Winter für weitgehend gesichert. "Die Ausgangssituation zu Beginn der Heizperiode ist deutlich besser als im vergangenen Jahr", erklärte Behördenchef Klaus Müller am Donnerstag. Für eine "vollständige Entwarnung" sei es allerdings noch zu früh.

"Wenn wir einen normalen Winter bekommen, sollte es keine größeren Probleme geben", sagte Müller der "Süddeutschen Zeitung". Deutschland bezieht seit Spätsommer 2022 kein Pipeline-Gas mehr aus Russland. Stattdessen kommt mehr Brennstoff aus Norwegen sowie über Terminals für Flüssigerdgas (LNG) etwa in Belgien und den Niederlanden aus Ländern wie den USA. Auch an den deutschen Nord- und Ostseeküsten sind mittlerweile LNG-Importanlagen im Betrieb.

Die Gasspeicher in Deutschland sind derzeit nach Angaben der Bundesnetzagentur zu 99,65 Prozent gefüllt. "Einen wesentlichen Einfluss auf die Wiederbefüllung der Gasspeicher hatten die Einsparungen im vergangenen Winter von rund 20 Prozent", erklärte die Behörde. "Sie sorgten dafür, dass die Speicher auch zum Ende des letzten Winters noch relativ gut gefüllt waren."

"Die Einsparerfolge im letzten Winter waren beachtlich", erklärte Müller. "Viele Menschen gehen mit der Heizung bewusster um. Das erhoffen wir uns auch für den kommenden Winter." Niemand solle frieren, aber ein geringerer Verbrauch schone auch den Geldbeutel.

Die AG Energiebilanzen, eine Forschungsgemeinschaft der Energiewirtschaft, hat die schwächelnde Konjunktur als "wichtigste Ursache" für den gesunkenen Energieverbrauch ausgemacht. "Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichnen Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch hat", erklärten die Experten am Donnerstag.

Die Netzagentur kommt in ihrem aktuellen Bericht zur Versorgungslage in zwei von insgesamt sechs Simulationen zum Ergebnis, dass das Erdgas nicht den gesamten Winter über für alle Heizungen und Industrieanlagen reichen könnte. Dies wäre der Fall, wenn mehrere Risiken gleichzeitig Realität würden.

Zum einen ist dies eine längere Periode extremer Kälte. Einsparungen sind dann nur noch eingeschränkt möglich. Zudem könnten auch die Liefermengen aus dem Ausland sinken, weil dort der Bedarf ebenfalls steigen würde. Problematisch wären auch Schäden an Pipelines aus Norwegen etwa durch Sabotage.

Zudem könnte Russland die Lieferungen nach Südosteuropa einstellen, wo bis dato weiterhin russisches Gas ankommt. Deutschland wäre dann im Rahmen der EU-Zusammenarbeit verpflichtet, Gas abzugeben. Eine Anhäufung dieser Probleme hält die Bundesnetzagentur aber für äußerst unwahrscheinlich.

pe/ilo