Im April des vergangenen Jahres erhielt Georg Koch (52) eine verheerende Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs! Der ehemalige Torwart, der vor allem bei Fortuna Düsseldorf, wo er von 1991 bis 1997 spielte, Kultstatus genießt, wurde mit dieser schlechten Nachricht konfrontiert. Mit insgesamt 213 Erst- und 165 Zweitligaspielen, darunter für Teams wie Fortuna, Bielefeld, Kaiserslautern, Cottbus und Duisburg, hatte er sich einen Namen gemacht und war zeitweise sogar für die Nationalmannschaft im Gespräch.
In einem Gespräch mit "BILD am SONNTAG" offenbarte "Schorsch", wie er von seinen Freunden genannt wird, seine Gedanken über sein Seelenleben und den Umgang mit der Krankheit, die sein Todesurteil bedeutet. Journalist: Georg, wann und wo hast du zum ersten Mal von deiner schweren Krankheit erfahren? Und was ging damals in dir vor? G. Koch: Die ganze Misere wurde bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Ich hatte mich zuvor nicht gut gefühlt, und meine Blutwerte waren besorgniserregend schlecht. Der Arzt teilte mir dann irgendwann die Diagnose mit und gab mir nur noch sechs Monate - aber er hat sich ziemlich geirrt. "Hey Doc, ich bin immer noch hier." Journalist: Du hast den Arzt darauf angesprochen, wie ich dich kenne? Georg Koch (lacht): Ja, natürlich! Das ist ein 70-jähriger Professor, der sehr lebhaft ist. Ich habe ihm gesagt, er solle besser aufpassen, dass es nicht anders herum passiert und ich ihn auf seiner eigenen Beerdigung besuchen muss. Du kennst meinen Humor, ich mag es gerne auch etwas derber. Journalist: Wie lautet deine Prognose? Die Krankheit ist unheilbar, ich werde sterben. Aber der liebe Gott hat noch nicht entschieden, wann er mich holen wird!
J: Bisher hast du nur mit engsten Freunden über deine Krankheit gesprochen. Warum gehst du jetzt an die Öffentlichkeit?
Georg Koch: Ich bin nicht der Typ, der mit seiner Krankheit kokettieren möchte. Aber ich habe dir versprochen, dass wir zum richtigen Zeitpunkt noch einmal öffentlich über mich und meine Krankheit sprechen werden. Und jetzt ist es an der Zeit ... Wie oft liegst du wach und fragst dich: Warum ausgerechnet ich? Ich muss zugeben, dass es diese Phasen immer mal wieder gibt, und man kann es nicht immer einfach verdrängen. Aber wenn man selbst auf einer Krebsstation war und sieht, wie viel Leid es gibt und dass es auch Kinder betrifft und junge Menschen, dann kann ich das auch anders einordnen und zu dem Schluss kommen: Ich hatte ein tolles Leben! Wie sieht dein Tagesablauf aus? Das hängt immer von meiner Verfassung ab. Manchmal fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen, dann gehe ich stundenlang spazieren. Dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich mich miserabel fühle und im Bett bleiben muss.
Wie oft musst du zur Chemotherapie ins Krankenhaus?
Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf, aber: Ich habe das Glück, dass ich während meiner Profi-Karriere ein paar Euro und sogar ein bisschen mehr verdient habe. Ich werde derzeit mit Medikamenten aus den USA behandelt, die hier wahrscheinlich noch nicht zugelassen sind. Ich konnte das Elend auf den Krebsstationen einfach nicht mehr ertragen, das hat mich fertig gemacht. Und ich habe die beste Krankenschwester der Welt ... Eine eigene Krankenschwester?
(schmunzelt) So kann man es sehen. Vor einem Jahr habe ich mir einen Hund, einen Golden Retriever, angeschafft. Er passt auf mich auf und spürt, wann es mir gut geht, ist aber auch nicht böse, wenn ich mal zwei Tage lang gar nichts machen kann, weil es mir einfach nur schlecht geht. Ich habe zu deiner aktiven Zeit bei Fortuna Düsseldorf einmal in BILD über dich geschrieben: "Ein Kerl wie ein Baum. Hände wie Bratpfannen, ein Kreuz wie ein Möbelpacker." Was denkst du jetzt, wenn du in den Wir schaust? Es ist schon bitter, wenn du durch die Haare gehst und plötzlich eine Handvoll Haare in den Händen hältst. Für Dinge, die du früher in fünf Sekunden erledigt hast, brauche ich jetzt eine halbe Minute. Aber ich muss mich mit der Krankheit arrangieren. Jammern bringt nichts und war noch nie mein Ding!
Du bist seit deiner Zeit in Düsseldorf auch mit den "Toten Hosen" befreundet. Wie haben die Jungs reagiert? Sie haben mir einen tollen Brief geschrieben und ein großartiges Geschenk gemacht - ein T-Shirt, das ich jetzt eingerahmt habe und das in meinem Wohnzimmer einen Ehrenplatz hat. Was steht darauf? "Bis zum bitteren Ende" - genau mein Humor. Ich schaue mir den Spruch immer gerne an und freue mich dann, dass ich immer noch lebe. Auch wenn es blöd klingt: Das T-Shirt und der Spruch geben mir Kraft und motivieren mich. Ich bin den "Hosen" sehr dankbar dafür. Gibt es noch einen großen Traum, den du dir unbedingt erfüllen möchtest? Eine gute Frage. Ein Reiseziel wie New York oder so reizt mich überhaupt nicht. Ich habe durch den Fußball die halbe Welt gesehen. Ich würde mir wünschen, dass ich bei jedem Verein, für den ich gespielt habe, noch einmal ein Spiel sehen kann. Jetzt kann ich ja wieder ins Stadion gehen ...Vorher nicht? Nein, weil ich über meine Krankheit nur mit der Familie und engsten Freunden gesprochen habe. Jetzt ist es durch dieses Interview öffentlich, und alle wissen Bescheid. (lacht)