Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist erneut gestiegen. Sie erhöhte sich im vergangenen Jahr auf 1990, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 90 Fälle mehr. Zu den häufigsten Todesursachen zählten der Konsum von Opiaten, Opiat-Substitutionsmitteln und Heroin. Nach Angaben des BKA steigt die Zahl der Drogentoten bereits seit 2017.
Alarmiert zeigte sich der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD). "Nachrichten, dass immer mehr Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums sterben, sind für mich immer aufs Neue schockierend", erklärte er am Mittwoch zu den BKA-Zahlen. Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland seien süchtig. "Damit sind wir alle beim Thema Sucht gefordert", fügte der Beauftragte hinzu.
Seit 2018 wächst laut BKA auch die Menge des vor allem über die großen Seehäfen eingeschmuggelten Kokains. Dort seien zuletzt mehrfach große Lieferungen beschlagnahmt worden, hieß es. Erst vor drei Wochen wurden in Hamburg etwa fünf Hafenarbeiter festgenommen, die Zugriff auf Container mit darin versteckten Drogenlieferungen gehabt haben sollen. Rund 240 Kilogramm Kokain wurden beschlagnahmt.
In den Nachbarländern Niederlanden und Belgien sei zu beobachten, dass die Tätergruppen zunehmend Gewalt anwendeten - vor allem jene Gruppen, die Kokain von Südamerika nach Europa schmuggeln. Weil die Behörden dort zunehmend dagegen vorgingen, drohe eine Verdrängung solcher Kokaineinfuhren in die deutschen Seehäfen, warnte das BKA.
BKA-Chef Holger Münch äußerte sich mit Blick auf diese Entwicklung besorgt über eine "Infiltration der großen Häfen und die Anwendung von Gewalt durch die organisierte Kriminalität" in Europa. Der Drogenhandel sei weiterhin Hauptbetätigungsfeld des organisierten Verbrechens, erklärte er. Es würde "beträchtliche Gewinne" erzielt.
Insgesamt sank die Zahl der Drogendelikte laut BKA im Vergleich um 5,6 Prozent auf 340.000. Weniger Fälle gab es auch im Bereich des Drogenhandels, hier gab es einen Rückgang um 6,4 Prozent. Trotzdem sei von einer zunehmenden Verfügbarkeit auszugehen, betonte das BKA. Darauf deuteten wachsende Produktionskapazitäten von Laboren zur Herstellung synthetischer Drogen hin. Großlieferungen gebe es vor allem aus den Niederlanden und Mexiko.
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