Die Bundesregierung will drei deutsche Unternehmen mit Millionensummen bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs unterstützen. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) zeigten sich bei der Vorstellung der Unternehmen am Dienstag zuversichtlich, dass im kommenden Jahr ein Impfstoff zur Verfügung steht. Sie mahnten zugleich, dass bei der Entwicklung Sicherheit vor Schnelligkeit gehe.
“Wir müssen uns darauf einstellen, dass es erst Mitte nächsten Jahres einen Impfstoff geben wird”, sagte Bundesforschungsministerin Karliczek. Sicherheit habe “absolute Priorität”, nur sichere Impfstoffe würden von den Menschen akzeptiert. “Von dieser Linie werden wir nicht abweichen, riskante Abkürzungen werden wir nicht nehmen”, betonte die CDU-Politikerin.
Auch Bundesgesundheitsminister Spahn zeigte sich zuversichtlich, im kommenden Jahr einen Impfstoff zu haben. Er mahnte mit Blick auf die Erwartung früherer Erfolge, “realistisch” zu bleiben. Es könne auch Rückschläge geben. Auch er betonte, es werde ein “sicherer und wirksamer Impfstoff” gebraucht. Es gehe nicht darum, Erster zu sein.
Zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffs werden im Rahmen eines 750 Millionen Euro schweren Sonderprogramms das Mainzer Unternehmen Biontech mit 375 Millionen Euro und der Tübinger Hersteller Curevac mit 230 Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus soll die Firma IDT Biologika aus Dessau-Rosslau unterstützt werden. In dem Fall laufen aber noch letzte Detailgespräche.
Die Firmen sollen das Geld für den Aufbau von Produktionsanlagen und zur Beschleunigung ihrer klinischen Testreihen einsetzen. Pharmafirmen konnten sich bewerben und wurden von Fachleuten ausgewählt. Biontech und Curevac testen bereits die von ihnen entwickelten Kandidaten für eine Impfung gegen das Coronavirus. Ob sie geeignet sind, ist noch unklar.
China rechnet damit, dass bereits im November ein Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen könnte. Die Entwicklung des chinesischen Impfstoffs verlaufe “sehr reibungslos”, sagte die Epidemiologin Wu Guizhen vom chinesischen Zentrum für Krankheitsbekämpfung und -prävention dem Sender CCTV am Montagabend. Er könnte “etwa im November oder Dezember” für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Auf welchen Impfstoffkandidaten sich Wu bezog, blieb unklar. Die chinesischen Unternehmen Sinovac Biotech und Sinopharm, die beide an Impfstoffen forschen, hoffen auf eine Zulassung bis Jahresende, wie Vertreter der Firmen AFP mitteilten.
Weltweit befinden sich derzeit neun Impfstoffkandidaten gegen das neuartige Coronavirus in der dritten und letzten Testphase. In dieser Phase wird das Mittel an tausenden Menschen erprobt. Allerdings traten bei einigen Firmen Schwierigkeiten auf: So musste der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca vergangene Woche seine klinischen Tests vorübergehend unterbrechen, nachdem ein Proband aus ungeklärter Ursache krank geworden war.
Microsoft-Gründer Bill Gates erwartet, dass bereits Anfang des kommenden Jahres mehrere Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus zur Verfügung stehen. Er rechne damit, dass “mit etwas Glück” im ersten Quartal “drei oder sogar vier” Impfstoffe zugelassen werden, sagte Gates in der Internetsendung “Bild live”. Die Herausforderung werde dann aber sein, die Mittel in Massen herzustellen, betonte der US-Multimilliardär, dessen Stiftung die Entwicklung und Verbreitung von Impfstoffen fördert.
by Natalia KOLESNIKOVA