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Bummel-Alarm bei der Post!

Briefe könnten künftig bis zu drei Tage später ausgeliefert werden

Die Deutsche Post darf das Briefporto nicht vorzeitig erhöhen. Mit einem nächtlichen Verhandlungsmarathon wurde ein Dauer-Streik abgewendet.

Derzeit ist im Postgesetz geregelt, dass Briefe dem Empfänger einen Werktag nach Versand zugestellt werden sollen (Einwurf plus 1 Tag – „E+1“)

Nach Angaben der Post wird diese Quote zu 95 Prozent erreicht. Beispiel: Werfe ich am Montag vor der letzten Leerung einen Standard-Brief in den Briefkasten ein, kommt dieser innerhalb Deutschlands in der Regel am Dienstag an.

Aktuell überarbeitet die Bundesregierung das Postgesetz, will einen Gesetzesvorschlag bis Anfang September vorstellen

Zuständig: Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne). Wie Business Insider erfuhr, kursieren mehrere Entwürfe, wonach die Laufzeit für Briefe auf mindestens „E+3“ (Einwurf plus 3 Tage) verlängert werden soll. Beispiel: Werfe ich einen Brief am Montag vor der letzten Leerung ein, würde dieser erst am Donnerstag ankommen. Pikant: Offenbar sind sogar bis zu fünf Tage im Gespräch, was jedoch als unwahrscheinlich gilt. Bei einem Briefeinwurf am Montag vor der letzten Leerung des Briefkastens könnte dieser womöglich erst am Montag darauffolgender Woche ankommen, im Regelfall aber am Samstag.

Mittelstands-Chefin Gitta Connemann (58, CDU) ist empört über den Bummel-Alarm

„Eine Schnecken-Post schadet unserer Wirtschaft! Rechnungen werden verzögert zugestellt. Dokumente fürs Finanzamt reißen die Frist – mit Ansage.“ Und sie fragt sogar: „Verletzt die Post hier Ihren Auftrag zur Grundversorgung? Dass Robert Habeck offenbar die Arbeitsfähigkeit unserer Wirtschaft nicht interessiert, verwundert nicht: Die täglichen Herausforderungen des Mittelstands stehen leider nicht auf der grünen Agenda.“

FDP-Wirtschaftsexperte Reinhard Houben (63) kommentiert die geplanten Änderungen gegenüber BILD

„Keine Panik: Für die meisten Versender ist es völlig unproblematisch, wenn ihre Briefe und Postkarten nicht mehr am nächsten Tag ankommen, sondern erst nach zwei oder drei Tagen.“ Für wirklich dringende Fälle müsse es aber weiterhin einen Eilbrief geben, der am nächsten Tag da ist, so der FDP-Politiker weiter. Houben fordert daher: „Dafür muss das Porto für den langsameren Standard-Brief auch in den kommenden Jahren im Rahmen bleiben. Auch müssen die Fristen für die Beantwortung von Behördenpost um mindestens drei Tage verlängert werden.“

Was ist die Grundversorgung bei der Post?

Die Deutsche Post ist per Gesetz („Universaldienst“) dazu verpflichtet, mindestens 80 Prozent der Briefsendungen in Deutschland am folgenden Werktag auszuliefern, 95 Prozent müssen nach zwei Werktagen ankommen. Aber: Einen Anspruch, dass der Brief innerhalb dieser Frist auch tatsächlich ankommt, haben Verbraucher nicht. Immer wieder beschweren sich Kunden über Unzuverlässigkeit. Auch Briefe und Pakete müssen grundsätzlich an allen Adressen mindestens einmal pro Werktag zustellt werden, auch an Samstagen. Zudem muss die Post die 100 000 Briefkästen in Deutschland mindestens einmal pro Werktag leeren.

Die Post versucht schon länger, die Zustellfristen zu verlängern

In Zeiten von Mails und digitaler Kommunikation würden immer weniger Briefe verschickt werden, argumentiert das Unternehmen. Durch eine Verlängerung könnte die Post Milliardenausgaben sparen. Der ehemalige Staatskonzern ist mittlerweile überwiegend in Privathand, gehört nur noch zu 20 Prozent dem Bund. Gerade erst scheiterte die Post damit, das Briefporto vorzeitig zu erhöhen. Die Bundesnetzagentur lehnte einen entsprechenden Antrag ab. Das Porto für einen Standard-Brief liegt bei 85 Cent. Zuletzt wurde es 2022 für eine Laufzeit von zwei Jahren erhöht.

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