Begleitet von heftigen Vorwürfen gegen Israels Armee ist am Sonntag eine der drei versehentlich von israelischen Soldaten getöteten Geiseln der Hamas beerdigt worden. An der Trauerfeier im Kibbuz Schefajim nördlich von Tel Aviv nahmen Dutzende Angehörige des 26-jährigen Alon Schamris teil. Dessen Bruder Ido warf der israelischen Armee vor, Alon "im Stich gelassen und ermordet" zu haben.
"Jene, die Dich im Stich gelassen haben, haben Dich auch noch ermordet, nach allem, was Du richtig gemacht hast", sagte Ido Schamris.
"Du hast 70 Tage in der Hölle überlebt", sagte Schamris Mutter Dikla in ihrer Grabrede. "Noch einen Augenblick und Du wärst in meinen Armen gewesen."
Nach Armeeangaben waren Schamris, Jotam Haim und Samer El-Talalka - drei Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren - am Freitag im Gazastreifen getötet worden, obwohl sie eine weiße Fahne trugen und auf Hebräisch um Hilfe riefen. Demnach hielten die Soldaten sie für eine Bedrohung und eröffneten das Feuer. Israelischen Medien zufolge wurde Talalka bereits am Samstag beigesetzt, die Beerdigung für Haim war für Montag geplant.
Armeesprecher Richard Hecht sagte am Sonntag, die Todesfälle würden untersucht und die Soldaten hätten "die Einsatzregeln verletzt".
Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober in israelische Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion begann die israelische Armee Ziele im Gazastreifen anzugreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 18.800 Menschen getötet.
Mindestens 129 Geiseln befinden sich nach israelischen Angaben immer noch in der Gewalt der Hamas.
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