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Britischer Ex-Premier Johnson tritt wegen "Partygate"-Untersuchung zurück

Aufgrund der Ermittlungsergebnisse eines Parlamentsausschuss im "Partygate"-Skandal" legt der frühere britische Premierminister Boris Johnson sein Mandat als Abgeordneter im Parlament mit sofortiger Wirkung nieder. Johnson teilte am Freitag mit, er habe einen Brief von dem Ausschuss erhalten, der deutlich mache, "dass sie entschlossen sind, das Verfahren gegen mich zu nutzen, um mich aus dem Parlament zu vertreiben." Er trete umgehend zurück, was "eine sofortige Nachwahl" zur Folge habe. 

Ein parlamentarischer Ausschuss untersucht derzeit, ob Johnson das Unterhaus im Zusammenhang mit unerlaubten Partys in der Downing Street während des Lockdowns bewusst belogen hat. Der Veröffentlichung der Ergebnisse kam der Ex-Regierungschef nun jedoch mit seinem Rücktritt zuvor. Der Ausschuss habe jedoch "immer noch nicht den geringsten Beweis dafür erbracht, dass ich das Unterhaus wissentlich oder fahrlässig in die Irre geführt habe", sagte der 58-Jährige weiter.

In dem Komitee sitzt eine Mehrheit von Abgeordneten aus Johnsons konservativer Partei. Der Ausschuss kann Sanktionen dafür verhängen, das Parlament irrezuführen - darunter auch die Suspendierung. Eine Suspendierung von mehr als zehn Arbeitstagen führt in der Regel zu Nachwahlen im Wahlkreis des Abgeordneten.

Johnson prangerte das Komitee als "Scheingericht" an. "Es ist sehr traurig, das Parlament zu verlassen - zumindest für den Moment - aber vor allem bin ich fassungslos und entsetzt darüber, dass ich auf antidemokratische Weise aus dem Parlament gedrängt werden kann", erklärte Johnson und warf dem Ausschuss "ungeheuerliche Voreingenommenheit" vor. 

Der bisher nicht veröffentlichte Bericht sei voller "Ungenauigkeiten und stinkt nach Vorurteilen", fuhr der Ex-Premier fort. Er beklagte, keine "formale Möglichkeit" zu haben, die Aussagen des Ausschusses anzufechten. Dessen Ziel "war es von Anfang an, mich für schuldig zu befinden, unabhängig von den Fakten", fügte Johnson hinzu.

Der Ausschuss erklärte, sich am Montag zu treffen, um seine Untersuchung zu abzuschließen. Der Bericht werde "umgehend" veröffentlicht.

Johnson war im vergangenen Juli nach einer Reihe von Skandalen nach rund drei Jahren als Premierminister zurückgetreten - er blieb jedoch Abgeordneter. 2021 war bekannt geworden, dass während der Corona-Lockdowns am Regierungssitz in Downing Street immer wieder Partys auch mit viel Alkohol gefeiert worden waren. 

Der damalige Regierungschef hatte im Unterhaus mehrfach versichert, dass am Regierungssitz in der Downing Street die Lockdown-Richtlinien während der Corona-Pandemie befolgt worden seien. Später stellte sich heraus, dass dies nicht der Fall war. 

oer/