Die britische Wirtschaft ist im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise massiv abgestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von April bis Juni um 20,4 Prozent zum Vorjahresquartal, wie die nationale Statistikbehörde am Mittwoch mitteilte. "Es ist klar", dass sich Großbritannien damit in der größten Rezession seit Beginn der Erhebungen 1955 befinde.
Im ersten Quartal war die britische Wirtschaftsleistung um 2,2 Prozent zurückgegangen. Im Halbjahr von Januar bis Juni betrug der Einbruch laut Statistikbehörde damit 22,1 Prozent: "Etwas weniger als die minus 22,7 Prozent, die wir in Spanien gesehen haben, aber doppelt so hoch wie der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in den USA mit 10,6 Prozent" in diesem Zeitraum. Grund für den stärkeren Einbruch der Wirtschaftsleistung seien die strengen Einschränkungen in Großbritannien im Kampf gegen eine Ausbreitung des Coronavirus gewesen.
Besonders heftig war der Einbruch demnach im April, als das öffentliche Leben in Großbritannien fast ganz zum Erliegen gekommen war, mit einem Minus von 20 Prozent. Im Mai wuchs das Bruttoinlandsprodukt den Angaben zufolge wieder um 2,4 Prozent, im Juni dann, als Geschäfte wieder öffneten und Fabriken ihre Produktion steigerten, um 8,7 Prozent. Die Wirtschaftsleistung im Juni lag laut Statistik aber immer noch weit unter dem Vorkrisenniveau.
Finanzminister Rishi Sunak erklärte, er habe bereits gewarnt, dass "schwierige Zeiten" auf Großbritannien zukämen. "Die Zahlen heute bestätigen das." Hunderttausende Menschen hätten ihre Arbeit verloren und "traurigerweise" werde es in den kommenden Monaten sehr vielen weiteren ebenso gehen. Großbritannien werde "diesen Sturm aber überstehen", sagte Sunak.
Es ist die erste Rezession - also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt - seit 2008 in der Finanzkrise. Die Regierung in London legte ein Milliarden-Hilfsprogramm für Unternehmen auf; auch Kurzarbeitergeld wird in Großbritannien gezahlt, bislang bis Oktober. Die britische Zentralbank rechnet mit einer Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent am Ende des Jahres.
Ihren Prognosen zufolge wird die Wirtschaftsleistung 2020 insgesamt um 9,5 Prozent einbrechen. 2021 soll sie wieder um neun Prozent zulegen.
by JUSTIN TALLIS