Der Streit zwischen der Europäischen Union und dem britischen Pharmaunternehmen verschärft sich weiter. Während EU-Kommisionschefin Ursula von der Leyen mit einem kompletten Exportstopp droht, befeuern britische Zeitungen den “Impf-Krieg”.
Während die Impfungen gegen das Coronavirus in den meisten europäischen Ländern weiter lediglich im Schneckentempo vorangehen, verschärft EU-Kommisionschefin Ursula von der Leyen ihren Ton gegenüber dem britischen Pharmaunternehmen AstraZeneca. Denn die deutsche Politikerin steht selbst unter Druck, weil der Impfstoff in vielen Ländern Europas noch immer knapp ist. Nun droht sie den Herstellern, die ihren Lieferverpflichtungen nicht nachkommen sogar mit einem Exportstopp ihrer Impfstoffe. Am Samstag nahm sich von der Leyen AstraZeneca zur Brust: “Wir haben die Möglichkeit, einen geplanten Export zu verbieten“, machte von der Leyen gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe deutlich. “Das ist die Botschaft an AstraZeneca: Du erfüllst erst deinen Vertrag gegenüber Europa, bevor du beginnst, in andere Länder zu liefern.“ Von der Leyen wirft AstraZeneca vor, bisher nur 30 Prozent der vereinbarten Impfstoffmenge an die EU geliefert zu haben. Im Vertrag soll eine Klausel regeln, dass die EU sowohl Impfstoff aus Fabriken in der EU und auch aus Großbritannien erhalten werden. “Von den Briten haben wir aber nichts bekommen, während wir ihnen Impfstoff liefern“, erboste sich die EU-Kommissionspräsidentin.
Die Drohung eines Exportstopps dürfte den Briten allerdings bereits bekannt sein. Anfang März hatte Italien eine Lieferung von AstraZeneca-Impfstoff nach Australien gestoppt. Nun jedoch will man von Seiten der EU wohl auch die Lieferungen des Unternehmens aus der EU nach Großbritannien unterbinden. Ein Affront gegen die Briten. Kein Wunder, dass die englischen Zeitungen bereits von einem drohenden “Impf-Krieg” schreiben. “Ursula von der Leyen eskaliert den Impf-Krieg mit AstraZeneca“, titelte die britische Tageszeitung “Daily Mail”. Von der Leyen sei wegen der Impfstofflieferungen nach Großbritannien erbost. Die Zeitung bestätigt, dass die Briten nicht auf die Lieferungen aus der EU angewiesen sind. Angeblich sollen 90 Millionen der 100 Millionen bestellten Dosen von AstraZeneca im eigenen Land hergestellt werden. 10 Millionen weitere Impfstoffdosen
sollen aus dem indischen Pune geliefert werde. Allerdings könne es zeitweise auch zu Schwierigkeiten kommen, wenn die EU sich tatsächlich entschließen sollte Impfstoff-Lieferungen zu blockieren. Allerdings kann man die Briten zu ihrem Impf-Tempo nur beneiden. Jetzt sind bereits 26.3 Millionen Briten mindestens 1 Mal geimpft worden. Das entspricht der Hälfte aller Erwachsenen. Am Freitag waren gar 660.276 Impfungen durchgeführt worden. In Deutschland hingegen wurden gerade einmal 10.473.852 Impfdosen verabreicht. Am Freitag waren 200.994 Impfungen gemeldet worden.
Eigentlich kann sich die EU einen Exportstopp mit Großbritannien nicht leisten. Vor diesem Szenario warnt unter anderem das deutsche Unternehmen Biontech. Die Briten könnten nämlich im Gegenzug zurückschlagen und dringend benötigte Zutaten und Zwischenprodukte für die Produktion der Impfstoffe in Europa zurückhalten. Davon berichtet die englische Tageszeitung “Telegraph“.
Zum Beispiel werden zu diesem Zweck wichtige Fettmoleküle der Firma Crode International aus der britischen Stadt Snaith in der Grafschaft Yorkshire an Pfizer in Europa geliefert. Man darf also gespannt sein, wie es in diesem Streit weitergehen wird.