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Brasilien überschreitet Schwelle von 120.000 Corona-Toten

Durchschnittlich 1000 Todesfälle pro Tag

Gut sechs Monate nach seinem ersten Corona-Fall hat Brasilien die Schwelle von 120.000 Pandemie-Toten überschritten. In dem südamerikanischen Land mit 212 Millionen Einwohnern starben inzwischen 120.262 Menschen an oder mit dem neuartigen Coronavirus, wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Mehr als 3,8 Millionen Menschen in dem Land haben sich mit dem Virus infiziert.

Brasilien ist weltweit das zweite Land mit mehr als 120.000 Corona-Toten. Noch mehr Tote zählen nur die USA mit mehr als 182.000.

Anders als in Europa und Asien, wo die Infektionszahlen und Todesfälle zunächst stark anstiegen und dann mit den Ausgangssperren wieder zurückgingen, verharrt die Pandemie in Brasilien seit drei Monaten auf einem hohen Niveau mit durchschnittlich rund tausend Todesfällen am Tag.

"Brasilien ist einzigartig in der Welt. Seit dem Beginn der Pandemie war die Kurve anders als in anderen Ländern, viel langsamer", sagte Christovam Barcellos, Wissenschaftler am staatlichen Gesundheitsinstitut Fiocruz. Die Lage habe sich inzwischen stabilisiert, "aber auf einem sehr gefährlichen Niveau: fast tausend Tote und 40.000 Infektionen pro Tag". Brasilien habe den Höhepunkt der Pandemie noch immer nicht hinter sich gelassen, warnte er.

Das Virus hat sich inzwischen in empfindlicheren Bevölkerungsgruppen und im Landesinneren ausgebreitet. Besonders hart betroffen sind die armen Bewohner übervölkerter Favelas oder Slums sowie indigene Völker im Amazonas-Gebiet.

In dem größten lateinamerikanischen Land hat die Corona-Pandemie eine stark politische Dimension. Der ultrarechte brasilianische Präsident hat die Gefahr durch das Coronavirus immer wieder kleingeredet. Er bezeichnete die von dem Erreger ausgelöste Krankheit Covid-19 in der Vergangenheit als "kleine Grippe". Auch kritisierte Bolsonaro von brasilianischen Bundesstaaten verhängte Corona-Restriktionen.

by CARL DE SOUZA