Niederländische Einsatzkräfte haben mit aller Macht versucht, eine Naturkatastrophe durch einen vor der niederländischen Küste brennenden Auto-Frachter zu verhindern. Nach über 36 Stunden war der Brand des mit 3000 Autos beladenen Frachters "Fremantle Highway" immer noch nicht unter Kontrolle, wie die Küstenwache am Donnerstag mitteilte. Obwohl der Frachter mit einem Bergungsschiff vertäut war, trieb er demnach westlich in Richtung der Wattenmeer-Insel Terschelling.
Auf dem unter Flagge Panamas fahrenden Frachtschiff war in der Nacht zum Mittwoch vor der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland ein Feuer ausgebrochen. Eines der 23 indischen Besatzungsmitglieder kam ums Leben, die anderen konnten gerettet werden. Seitdem aber wächst die Sorge, dass die "Fremantle Highway" im zum Unesco-Welterbe gehörenden Wattenmeer sinken könnte.
"Die Temperatur an Bord des Frachters ist nach wie vor sehr hoch, und es ist schwierig, das Feuer zu löschen", sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman, im BNR Nieuwsradio. Zuviel Löschwasser könnte die Stabilität des Schiffes beeinträchtigen. Eine Sprecherin der Küstenwache hatte bereits am Mittwoch gewarnt, dass es noch Tage dauern könnte, bis der Brand gelöscht sei.
Laut dem Schiffseigner Shoei Kisen Kaisha war das Schiff auf dem Weg von Bremerhaven nach Port Said in Ägypten mit Endstation Singapur, als der Brand an Bord ausbrach. Ausgelöst wurde er demnach möglicherweise durch eines der 25 Elektroautos an Bord.
Nach Angaben der niederländischen Küstenwache befanden sich mehrere Schiffe am Donnerstag in der Nähe des Schiffs, darunter auch der Spezialschlepper "Guardian". Dessen Bergungsteam überwache die Lage und plane alle weiteren Einsätze.
Sprecher Grannemann warnte vor der Gefahr einer Umweltkatastrophe. "Man muss immer damit rechnen, dass das Schiff kentert oder sinkt", sagte er. Die Sprecherin der Gemeinde Ameland, Heidi Bunicich, äußerte sich ebenfalls besorgt. Zwar scheine sich die Lage auf der "Fremantle Highway" stabilisiert zu haben, doch habe die Insel "Notfallpläne für verschiedene Szenarien", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) warnte vor einer "Umweltkatastrophe ungekannten Ausmaßes", sollte das Schiff sinken. Dann könnten "große Mengen Treibstoff und weitere umweltschädliche Schadstoffe aus der Ladung des Frachters das empfindliche Ökosystem der Nordsee großflächig verschmutzen", erklärte sie am Donnerstag. Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer sei dann "ernsthaft in Gefahr".
"Das gilt es mit allen Kräften zu verhindern", erklärte Lemke. Sie verwies auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit des deutschen Havariekommandos mit der niederländischen Seite. Derzeit werde ein Bergungsplan entwickelt. "Deutschland wird alles zur Verfügung stellen, was helfen kann", sicherte Lemke zu.
Dem Bundesumweltministerium zufolge befinden sich an Bord 1600 Tonnen Schweröl sowie weitere 200 Tonnen Marinediesel. Hinzu kämen mögliche Tankinhalte der transportierten Fahrzeuge sowie Verbrennungsrückstände. Abhängig von den Wind- und Strömungsverhältnissen könne "nicht ausgeschlossen werden, dass im Falle einer Freisetzung ein Verdriften der Schadstoffe in Richtung deutscher Gewässer möglich ist".
ans/lan