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Brände auf griechischer Insel Euböa wüten weiter

Entspannung nördlich von Athen und in Teilen der Türkei

Auf der griechischen Insel Euböa wüten die Waldbrände weiter außer Kontrolle. Dort kämpften rund 500 Feuerwehrleute gegen die Flammen, die bereits zahlreiche Häuser zerstört haben und ganze Dörfer bedrohen. Am Sonntagmorgen wurden erneut rund 350 von den Flammen eingeschlossene Bewohner vom Strand von Pefki aus in Sicherheit gebracht. Fähren und Marineboote hielten sich für weitere Evakuierungen bereit. Nördlich von Athen entspannte sich die Lage dagegen; in den türkischen Waldbrandgebieten brachte Regen Entlastung.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach von einem “albtraumhaften” Sommer. Auf Euböa bedrohten die Flammen am Sonntag mehrere Ortschaften. Im Norden der Insel waren in den vergangenen Tagen bereits Hunderte Häuser und mindestens 35.000 Hektar Wald zerstört worden. Steile Hänge und zerklüftetes Gelände erschweren die Löscharbeiten.

Ein Feuerwehrsprecher sagte der Zeitung “Eleftheros Typos”, die Hitze der Brände sei so extrem, “dass das Wasser aus den Schläuchen und aus den Löschflugzeugen verdunstet”, bevor es die Flammen erreichen könne. Die Luft auf Euböa war am Sonntag von Asche und Rauch erfüllt. Rund 2000 Bewohner der Insel mussten bislang in Sicherheit gebracht werden. “Wir haben schon viele Brände erlebt, aber so eine Lage gab es noch nie”, sagte Nikos Papaioannou aus dem Ort Gouves.

Kritik gab es an der aus Sicht der Inselbewohner mangelnden Unterstützung: “Ich habe schon keine Stimme mehr, so oft habe ich nach zusätzlichen Löschflugzeugen gefragt. Ich halte diese Situation einfach nicht mehr aus”, sagte der Bürgermeister von Mantoudi, Giorgos Tsapourniotis, dem Sender Skai TV.

Viele Dörfer seien nur deshalb von den Flammen verschont geblieben, weil Einwohner trotz Evakuierungsanordnung blieben und die Feuer mit dem Gartenschlauch in Schach hielten, berichtete Tsapourniotis. “Der Staat ist abwesend”, sagte auch Jannis Selimis aus Gouves. “Wenn die Leute gehen, werden die Dörfer brennen. Wir sind allein in Gottes Hand.”

Euböas Vize-Gouverneur Giorgos Kelaitzidis klagte, die Zahl der Feuerwehrleute reiche einfach nicht aus: “Die Situation ist kritisch.” Mehrere europäische Staaten schickten inzwischen Hilfe, darunter auch Deutschland.

Nördlich der griechischen Hauptstadt stabilisierte sich die Lage derweil. Das Feuer, das dort seit Dienstag in mehreren Ortschaften gewütet und zwei Menschen getötet hatte, war am Sonntagmorgen nach Angaben der Feuerwehr nicht mehr aktiv.

Auf der Halbinsel Peloponnes brannte es weiterhin in mehreren Bezirken. In der Region Mani zerstörten die Flammen nach den Worten von Bürgermeisterin Eleni Drakoulakou mehrere Ortschaften. Mehr als 5000 Bewohner und Touristen mussten in der bergigen Touristenregion ihre Häuser verlassen.

Laut Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems (Effis) verbrannten in Griechenland innerhalb von zehn Tagen 56.000 Hektar Land. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum im Durchschnitt 1700 Hektar.

In der Türkei entspannte sich die Lage in der besonders betroffenen Provinz Antalya am Samstag nach starkem Regen deutlich. In der Touristenhochburg Mugla wurden allerdings erneut mindestens drei Stadtteile evakuiert.

In 47 der 81 türkischen Provinzen zählte das Forstministerium bislang mehr als 200 Brände. Mindestens acht Menschen kamen ums Leben. Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius erleben Griechenland und die Türkei derzeit eine außergewöhnliche Hitzewelle.

by Von Will VASSILOPOULOS

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