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Boy George: Das musikalische Chamäleon wird 60

Frontmann von Culture Club

Schräge Haare, schrilles Make-up, bunte Outfits: Das ist Boy George (60). Der Sänger brach schon immer Regeln, Stereotype und nebenbei auch noch Rekorde. In den 1980er-Jahren wurde er als Jugendikone verehrt. Mittlerweile sind einige Jahrzehnte vergangen und Boy George steht nicht mehr regelmäßig auf der Bühne. Am 14. Juni feiert er seinen 60. Geburtstag. Ein Rückblick zeigt die Höhe- und Tiefpunkte seines Lebens sowie seine schönsten Momente.

George Alan O'Dowd, im britischen Kent geboren, tanzte schon früh aus der Reihe. Er galt als Verfechter der New-Romantic-Bewegung und fiel vor allem durch seinen androgynen Kleidungsstil auf. Zu seinen größten Vorbildern, musikalisch als auch modisch gesehen, zählte David Bowie (1947-2016). "Ich denke nicht, dass man einen Künstler von dem, was er trägt oder was er singt, trennen kann - es ist ein Gesamtpaket. Es ist etwas sehr Natürliches und Individuelles", erzählte Boy George 2013 in einem Interview mit dem "Clash"-Magazin.

Die Geburt von Culture Club

Ursprünglich sollte Boy George sein Debüt mit der Band Bow Wow Wow feiern. Sex-Pistols-Manager Malcolm McLaren (1946-2010) wurde damals auf ihn aufmerksam, ließ ihn jedoch nach kurzer Zeit wieder fallen. Kurz darauf gründete Boy George mit Bassist Mikey Craig (61), Schlagzeuger Jon Moss (63) und Gitarrist Ron Hay (59) seine eigene Gruppe, die Sex Gang Children. Später benannten sie sich in Culture Club um.

Und mit Culture Club sollte Boy George der große Durchbruch gelingen. 1982 erschien ihr Debütalbum "Kissing to Be Clever" mit der Hitsingle "Do You Really Want to Hurt Me?", die sich weltweit auf Platz eins in den Charts platzieren konnte. Im folgenden Jahr schafften es Culture Club mit ihrem zweiten Album "Colour By Numbers", die USA zu erobern. Die Singleauskopplung "Karma Chameleon" toppte die US-Billboard-Charts und verweilte drei Wochen lang auf Nummer eins. In Großbritannien wurde der Hit zum erfolgreichsten Song des Jahres. Boy George und seine Bandkollegen wurden zu einer Größe im Musikbusiness.

Die Schattenseiten des Erfolgs

Was Boy Georges Fans lange Zeit jedoch nicht wussten: Der Musiker war drogenabhängig, insbesondere süchtig nach Heroin. Seine Drogensucht, aber auch eine zerbrochene Beziehung mit Jon Moss sorgten dafür, dass sich Culture Club 1986 vorerst trennten. In einem Interview mit Piers Morgan (56) in der Sendung "Life Stories" bestätigte George sogar, dass er einst 400 Dollar am Tag für Heroin ausgegeben hatte. Auch mit dem Gesetz kam der Sänger in Konflikt: 2005 wurde er, weil er einen falschen Notruf absetzte, zur Straßenreinigung in New York verdonnert.

Ein weiterer Schock folgte 2008: In einer psychotischen Phase kettete George einen Sexarbeiter an die Wand und schlug diesen. Infolgedessen wurde ihm eine 15-monatige Haftstrafe auferlegt - nach vier Monaten hinter Gittern wurde er jedoch wieder entlassen. Kurz darauf schwor die einstige Popikone den Drogen und dem Alkohol ab. 2018 feierte er laut einem Interview mit Radio Nova seine zehnjährige Abstinenz.

Der Neuanfang

2016 wurde Boy George Coach in der fünften Staffel von "The Voice UK". Kurz darauf zog es den Hitsänger jedoch nach Australien, wo er für "The Voice Australia" von der sechsten bis neunten Staffel als Mentor für die Kandidaten agierte. 2019 gewann er mit Diana Rouvas (37) die Show. Für die zehnte Staffel wurde er durch Country-Sänger Keith Urban (53) ersetzt.

Im Frühjahr 2018 veröffentlichte George zwei neue Singles, die auf seinem kommenden Album "Geminis Don't Read The Manual" zu finden sein sollen. Die Platte hätte eigentlich im vergangenen Jahr Release gefeiert, wurde aufgrund der Corona-Pandemie jedoch nach hinten verschoben. Bislang ist noch kein neues Datum für die Veröffentlichung bekannt gegeben worden.

Obwohl er in den vergangenen Jahren viel Zeit in Australien verbracht hatte, lebt George heute in London. "London ist meine Heimat, ich fühle mich am gesündesten, wenn ich hier bin", erklärte er 2018 dem britischen "Guardian". Seine Nüchternheit verdanke er laut eigenen Aussagen dem japanischen Nichiren-Buddhismus, den er seit Jahren praktiziert. "Ich bin sehr oft glücklich. Ich meine, wirklich, worüber sollte ich mich beschweren?", erzählte der Musiker 2016 dem "Evening Standard".