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Botschafter der EU im Sudan in seiner Residenz in Khartum angegriffen

Der Botschafter der EU im Sudan ist inmitten der Kämpfe in dem nordostafrikanischen Land in seiner Residenz in Khartum angegriffen worden. "Vor ein paar Stunden wurde der EU-Botschafter im Sudan in seiner eigenen Residenz angegriffen", schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag im Onlinedienst Twitter. Die sudanesischen Behörden seien dafür verantwortlich, die Sicherheit der diplomatischen Einrichtungen und ihres Personal zu garantieren, fügte er hinzu.

Borrell machte keine Angaben dazu, ob der aus Irland stammende EU-Botschafter Aidan O'Hara bei dem Angriff verletzt wurde. EU-Sprecherin Nabila Massrali sagte der Nachrichtenagentur AFP zu O'Haras Zustand nach dem Angriff, er sei "okay".

"Die Sicherheit des Personals ist unsere Priorität", fügte die Sprecherin hinzu. "Die EU-Delegation wurde nicht evakuiert." Es würden aber zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen geprüft.

Irlands Vize-Regierungschef und Außenminister Micheal Martin erklärte, O'Hara sei bei dem Angriff "nicht ernsthaft verletzt" worden. Die Attacke stelle aber "eine grobe Verletzung der Verpflichtung, Diplomaten gemäß der Wiener Konvention zu schützen", dar. 

O'Hara sei ein "herausragender irischer und europäischer Diplomat, der der EU unter schwierigsten Bedingungen dient", fügte Martin hinzu. "Wir danken ihm für seinen Dienst und rufen dringend zu einem Ende der Gewalt im Sudan und einer Wiederaufnahme des Dialogs auf."

Der Sudan wird seit Samstag von heftigen Kämpfen erschüttert. Bei den Gefechten zwischen der Armee und der Miliz RSF im Sudan wurden nach UN-Angaben inzwischen mindestens 185 Menschen getötet und etwa 1800 weitere verletzt. Die Gewalt hat sich mittlerweile von der Hauptstadt Khartum in andere Teile des Landes ausgebreitet.

Auslöser der Kämpfe war die geplante Eingliederung der RSF-Miliz in die Armee; dies gilt als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht in dem nordostafrikanischen Land wieder an eine zivile Regierung zu übertragen. Die Spannungen zwischen Sudans Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem Stellvertreter, dem RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo, hatten sich jüngst verschärft. 

Sudans De-facto-Machthaber Al-Burhan ist seit einem Militärputsch im Oktober 2021 an der Macht. Er setzte die Regierung ab, die nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen leiten sollte. Die gegen die Armee kämpfende RSF-Miliz ist aus der Dschandschawid-Miliz hervorgegangen, die in der südsudanesischen Region Darfur Gräueltaten an der Zivilbevölkerung begangen hatte.

Der EU-Außenbeauftragte hatte am Montag für eine Feuerpause im Sudan geworben, um Vermittlungsversuche zu ermöglichen.

yb