23202:

Böckler-Stiftung: Inflation für ärmere Alleinlebende am höchsten

Alleinlebende mit einem niedrigen Einkommen sind weiterhin deutlich mehr von der Inflation belastet als alle anderen Haushaltstypen. Während die Gesamtinflation im Mai 6,1 Prozent betrug, lag sie für diese Gruppe bei 6,9 Prozent, wie das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung am Freitag mitteilte. Wer allein lebt und ein hohes Einkommen hat, musste im Vergleich nur mit einer Teuerung von 5,4 Prozent leben, das war die niedrigste Belastung.

Diese seit Anfang 2022 erhobene "soziale Spreizung" ging gleichwohl von 1,9 Prozentpunkten im April auf nun 1,5 Punkte zurück, wie die Forschenden mitteilten. Das liegt auch an der etwas positiveren Entwicklung bei den Nahrungsmittelpreisen und der Haushaltsenergie - weil diese Güter bei ärmeren Haushalten einen höheren Anteil am Warenkorb haben, sind hier die Belastungen auch höher.

Auch Familien mit einem niedrigen Einkommen mussten zuletzt mit 6,2 Prozent eine leicht überdurchschnittliche Teuerung verkraften. Zwischenzeitlich war diese Gruppe am stärksten betroffen, durch sinkende Kraftstoffpreise entspannte sich deren Lage etwas. Alleinstehende mit niedrigem Einkommen haben laut IMK meist kein Auto, daher bleibt deren Teuerung von der Entwicklung der Spritpreise weitgehend unberührt.

Das IMK geht künftig nun von einem weiteren Auslaufen der starken Preisschübe aus. Insgesamt werde die Inflation "bei hinreichendem Wettbewerb in den kommenden Monaten auch ohne weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank weiter sinken", hieß es. Teilweise seien auch Preisrückgänge zu erwarten. Spätestens im Verlauf des Jahres 2024 dürfte die Inflation wieder in der Nähe des von der EZB anvisierten zwei-Prozent-Ziels liegen.

Am Donnerstag hatte die EZB noch einmal an ihrer Zinserhöhungspolitik festgehalten und die Leitzinssätze ein weiteres Mal um jeweils 0,25 Prozentpunkte auf das nunmehr höchste Niveau seit 2001 angehoben. Zwar sei die Inflation zurückgegangen, dürfte aber "noch zu lange zu hoch bleiben", hieß es zur Begründung. EZB-Chefin Lagarde stellte außerdem eine weitere Zinserhöhung im Juli in Aussicht. 

Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der sich zum Treffen der Finanzminister in Luxemburg aufhielt, sprach von "Zeiten viel zu hoher Inflationsraten". Bei dem Treffen sollte es unter anderem um Vorschläge der EU-Kommission für eine Kleinanlegerstrategie sowie um die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts gehen. Der europäische Binnenmarkt und die gemeinsame europäische Währung - "beide brauchen finanzielle Solidität", sagte er.

hcy/pe