Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass der Kreml seine geopolitischen Ambitionen keineswegs auf die Ukraine beschränkt. Nun meldet sich sogar der Bundesnachrichtendienst (BND) mit einer alarmierenden Einschätzung zu Wort.
Bruno Kahl (62), scheidender Präsident des deutschen Auslandsgeheimdienstes, sprach am Montag im Podcast "Table.Today“ über eine Entwicklung, die den Westen wachrütteln dürfte. Laut Kahl gebe es "nachrichtendienstliche Belege“ dafür, dass die Ukraine lediglich "ein Schritt auf dem Weg nach Westen“ sei. Was das konkret bedeutet, lässt aufhorchen: Moskau habe offenbar längst ein Ziel ins Auge gefasst, das weit über die bisherigen Konfliktzonen hinausreicht. "In Russland gibt es Kreise, die bezweifeln, dass der Nato-Bündnisfall überhaupt noch funktioniert – und sie würden das gerne testen“, so Kahl. Ein Test, der katastrophale Folgen hätte. Lesen Sie hier mehr:
Denn Artikel 5 der NATO ist das Rückgrat der westlichen Verteidigungsstrategie: Ein Angriff auf ein Mitglied wird als Angriff auf alle gewertet – mit militärischer Unterstützung im Ernstfall. Doch genau dieses Prinzip scheint Kremlchef Wladimir Putin (72) laut BND ins Wanken bringen zu wollen. Kahl beschreibt Moskaus Ziel als "Rückbau“ der NATO auf den Stand der 1990er-Jahre – damals noch ohne die heutigen osteuropäischen Mitglieder wie Polen, Ungarn oder die baltischen Staaten. Die USA will man offenbar strategisch aus Europa verdrängen. Und das – so Kahl – "mit allen Mitteln“.
Die baltischen Länder gelten seit Langem als potenzielle Schwachstelle des Bündnisses. Laut Kahl wäre es nicht einmal notwendig, mit Panzern oder Raketen vorzurücken. Es reiche, "kleine grüne Männchen“ – also Spezialkräfte ohne Hoheitsabzeichen – über die Grenze zu schicken, angeblich zum Schutz russischer Minderheiten. Ein Vorgehen, das Russland bereits 2014 bei der Annexion der Krim angewendet hatte. Kahl warnt eindringlich: "Das wäre ein gezielter Test auf die Bündnissolidarität – und der wird kommen.“ Abschreckung sei deshalb das wirksamste Mittel, um einen offenen Krieg zu verhindern. Gespräche mit Russland sieht er dagegen skeptisch: "Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Putin bereit ist, von seinem aggressiven Kurs abzuweichen.“ Ein Blick auf die jüngsten Verhandlungsangebote Russlands – etwa in Istanbul – macht deutlich, worum es dem Kreml wirklich geht: die vollständige Kapitulation der Ukraine.