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Bleibt der Osten von der 4. Corona-Welle verschont? Neue Bundesländer mit niedrigen Inzidenzen!

Mittlerweile haben die Wissenschaftler den Start einer 4. Corona-Welle in Deutschland bestätigt. In wenigen Wochen ist der Inzidenzwert von einem niedrigen, einstelligen Wert wieder bis auf aktuell 75,8 angestiegen. Allerdings zeigen sich von Bundesland zu Bundesland ziemlich unterschiedliche Entwicklung. Vor allem die niedrigen Inzidenzwerte in den ostdeutschen Bundesländern stechen dabei ins Auge.

Deutlich niedrigere Inzidenzwerte in Ostdeutschland

Wie man mit einem Blick auf die Daten erkennen kann, weisen die Inzidenzwerte zum Teil große Unterschiede in den verschiedenen Bundesländern auf. Die höchsten Werte findet man in Nordrhein-Westfalen, wo der Inzidenzwert mittlerweile gar bei 127,7 liegt. Doch in den Bundesländern Sachsen-Anhalt (15,0), Sachsen (20,3) und Thüringen (21,9) liegen die Werte zum Teil deutlich unter dem Durchschnitt. Könnte der Osten des Landes von der 4. Corona-Welle verschont bleiben? Experten stellen fest, dass die Inzidenz in Nordrhein-Westfallen überdurchschnittlich hoch sei, während sich ein solcher Anstieg im Osten nicht beobachten lässt. “Für die Tatsache, dass die 7-Tage-Inzidenzen in den einzelnen Bundesländern recht verschieden sind, ist ein Bündel von Faktoren verantwortlich“, ist sich Prof. Dr. Christian Hesse, Leiter der Abteilung für Mathematische Statistik an der Uni Stuttgart, sicher. Vor allem durch das frühere Ferienende und den Besuch zahlreicher Menschen mit Migrationshintergrund in ihren Heimatländer seien die Inzidenzwerte in NRW höher. “In den östlichen Bundesländern ist der Anteil von Mitbürgern mit ausländischen Wurzeln, die in der Sommerpause gerne ihre Heimatländer besuchen, geringer, in NRW dagegen wesentlich höher“, erleutert Prof. Hesse einen der möglichen Gründe. “In vielen Fällen sind oder waren diese Heimatländer dann auch Hochrisikogebiete, etwa Griechenland, Spanien oder die Türkei. Wenn es also viele Reiserückkehrer aus diesen Ländern gibt, dann wird es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch eine erhebliche Zahl von Einreisenden mit Infektion geben“, kommt Hesse zu einer logischen Schlußfolgerung.

Auch die Zahlen in Ostdeutschland werden steigen

Hesse ist sich zudem sicher, dass der Effekt der Reiserückkehrer im Osten Deutschlands ebenfalls greifen wird. Dort werden die Ferien jedoch erst Anfang September zu Ende gehen. Dieser Anstieg wird nach Hesses Meinung aber bei weiten nicht so stark ausgeprägt sein, wie in Nordrhein-Westfalen. Ein weiterer Grund könnte auch in der unterschiedliche Altersstruktur begründet liegen. “Die höchsten Inzidenzen finden sich aktuell in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen mit einem Wert von 120,7 im Bundesdurchschnitt. Am geringsten ist die Inzidenz mit nur 13 in der Altersklasse ab 60. Die erste Gruppe ist in den östlichen Bundesländern unterdurchschnittlich stark vertreten, die zweite überdurchschnittlich stark“, nennt Hesse einen weiteren Grund für die niedrigen Werte in Ostdeutschland. Zudem verdeutlicht Hesse aber auch, dass die Inzidenzwerte längst keine so wichtigen Faktoren mehr seien: “Da mittlerweile 60 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft sind, sind Inzidenzwerte von 100 oder gar 200 weit weniger besorgniserregend als sie das früher waren. Der beste Indikator dafür, wie gravierend die Infektionslage eingeschätzt werden muss, ist die Situation auf den Intensivstationen und die Zahl der Corona-bedingten Todesfälle. Diese ist aber trotz Anstieg der bundesweiten Inzidenzen immer noch stabil auf niedrigem Niveau“, verdeutlicht der Statistiker.

Experte spricht von “Epidemie der Ungeimpften“

Hesse sieht in der augenblicklichen Entwicklung auch keine 4. Infektionswelle im üblichen Sinn. “Wir haben derzeit keine vierte Welle im eigentlichen Sinn, so wie wir sie in der Vergangenheit hatten. Vielmehr haben wir eine stetig steigende Infektionsdynamik allein unter den nicht geimpften Mitmenschen. Man kann tatsächlich von einer Epidemie der Ungeimpften sprechen“, ist Prof. Hesse sich seiner Sache sicher. Doch auch in den Bundesländern im Osten mit niedrigen Werten werden die Zahlen wieder ansteigen. Denn dort herrschen auch vergleichsweise niedrige Impfquoten. Wie wichtig die Impfungen aber sind, zeigen die Statistiken aus Krankenhäusern und von den Intensivstationen. “Über 90 Prozent der wegen Corona auf Intensivstationen versorgten Patienten sind ungeimpft. Es gibt in absehbarer Zeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich impfen oder man infiziert sich höchstwahrscheinlich früher oder später. Deshalb kann man alle Impfskeptiker nur dazu aufrufen, sich möglichst bald impfen zu lassen“, rät Ptof. Hesse.

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