Fast wirkt es so, als hätte Xiaomis Produktfeuerwerk von heute morgen Blackberry etwas eingeschüchtert, denn das kanadische Unternehmen hat sein neuestes Android-Smartphone geradezu still und leise offiziell vorgestellt. Das 580 Euro teure DTEK60 ist sowohl preislich, als auch technisch im High-End-Bereich angesiedelt und legt abermals besonderen Wert auf Datenschutz, Privatsphäre und Sicherheit.
Blackberry hat nie einen Sinn für große Veranstaltungen gehabt. Wo Samsung regelmäßig Unpacked-Events für seine Smartphone-Flaggschiffe veranstaltet und Apples Keynotes seit jeher die Aufmerksamkeit auf sich ziehen halten sich die Kanadier meist vornehm zurück. Ob das nun daran liegt, dass man sich mit seinen Geräten und Services zusehends auf bestimmte Geschäftsbereiche und Abnehmer beschränkt, oder man Gefallen an der Rolle des seriösen Underdogs gefunden hat, lässt sich dabei nur schwer beurteilen. Ich zumindest sehe es aber gerne, dass hin und wieder auch mal solide Smartphones erscheinen, die nicht zuvor auf einer Bühne stundenlang und bis ins kleinste Detail dem Publikum und der Netzgemeinde präsentiert werden müssen.
“Solide” beschreibt das neu vorgestellte DTEK60 wohl mit am besten. Blackberry versucht hier eindeutig nicht das Rad neu zu erfinden, sondern setzt auf bewährte Technik und ein schlichtes Äußeres, kombiniert mit den Aspekten, die gerade im Business-Bereich noch immer kaufentscheidend sein können: den softwareseitigen Anpassungen für mehr Datenschutz, Kontrolle und Sicherheit.
Die Hardware: Bewährte High-End-Ausstattung ohne Wagnisse
Das Herzstück des Blackberry DTEK60 bildet der Snapdragon 820, ein 64-bit fähige Quad-Core Prozessor mit Adreno 530 GPU den man sicher niemandem mehr vorstellen muss, schließlich haben nahezu alle etablierten Android-OEMs mindestens ein Smartphone mit diesem SoC aus dem Hause Qualcomm im Portfolio. In Verbindung mit den 4 Gigabyte Arbeitsspeicher, die 2016 in dieser Preisklasse ebenfalls zum guten Ton gehören, darf man hier die bekannten, überzeugenden Ergebnisse erwarten. Mit 32 GB fällt der Speicher etwas mager aus, lässt sich aber immerhin mit einer MicroSD-Karte erweitern. An der Seite findet sich eine frei konfigurierbare Komfort-Taste, ansonsten glänzt das Smartphone optisch vor allem mit einem zurückhaltenden, schlichten Design, das letztlich dem Alcatel Idol 4s vom gleichen Auftragsfertiger sehr ähnelt.
Das AMOLED-Display löst in QHD (2560×1440) auf und bringt es damit bei einer Größe von 5,5 Zoll auf stolze 534ppi, weit mehr als das menschliche Auge erkennen kann. Diese Auflösung dürfte auch ordentlich Strom verbrauchen, der fest verbaute 3000mAh Akku dürfte es daher zwar über den Tag schaffen, Laufzeitwunder darf man vom DTEK60 aber wohl nicht erwarten. Umso erfreulicher, dass der USB Typ-C Port QuickCharge 3.0 unterstützt, damit das Smartphone schnell wieder einsatzbereit ist. Daten lassen sich ansonsten auch über Bluetooth 4,2 LE, LTE, Wi-Fi nach a/b/g/n/ac und NFC übertragen, für die Navigation ist ein GPS-Modul verbaut und auch die üblichen Näherungs- und Beschleuinigungssensoren sind mit an Bord.
In Sachen Kamera bietet das Smartphone eine 8 Megapixel Frontkamera mit einer Blende von f/2.2 Blende, die auch FullHD-Videoaufnahmen machen kann. Für schlechte Lichtverhältnisse gibt es neben softwareseitigen Verbesserungen zudem einen frontseitigen Blitz – Selfies und Videokonferenzen dürfte damit nichts im Weg stehen. Auch die rückseitige Hauptkamera kann zumindest auf dem Papier schonmal überzeugen, denn die 21 Megapixel-Kamera mit Autofokus setzt auf eine f/2.0 Blende und bringt neben einem Phasen-Detektions-Autofokus auch einen Dual-LED Flash und HDR-UNterstützung mit. Slow-Motion-Videos in 720p bei 120fps sind damit ebenso möglich wie 4k-Videoaufnahmen. Alle technischen Daten gibt es im offizieleln Blackberry Store.
Die Software: Android 6.0 Marshmallow mit Fokus auf Sicherheit
Auch bei der Software gibt es zunächst keine großen Überraschungen. Blackberry setzt erneut auf Android 6.0 Marshmallow und On-Screen-Buttons, bewegt sich abermals sehr nah an der Stock-Oberfläche und passt nur Details an. Neben zahlreichen vorinstallierten aber durchaus bewährten Diensten wie dem Kalender, dem Blackberry Hub und dem hauseigenen Keyboard sind auch die üblichen Google-Apps mit an Bord.
Ihre Karten spielen die Kanadier aber vor allem in puncto Sicherheit und Datenschutz aus. Abermals hat man nicht nur auf Systemebene einige Konfigurationsänderungen und Patches vorgenommen, sondern verschlüsselt auch den Systemspeicher, baut einen kryptografischen Schlüssel auf Hardware-Ebene ein und informiert den Nutzer bei unzulässigen Zugriffen, Rechten und Anfragen. Auch Android for Work und die Blackberry Infrastruktur, die gerade in Unternehmenskreisen noch immer einen guten Ruf genießt, sind natürlich mit an Bord. Hardwareseitig gibt es zudem einen rückseitigen Fingerabdrucksensor.
Die meisten Details zum DTEK60 waren schon vorher bekannt, unter anderem, weil eine interne Website wohl unabsichtlich online ging. Das könnte durchaus mit dazu beigetragen haben, dass Blackberry um den Launch nicht viel Aufheben veranstaltet hat. Vermutlich lag es aber primär daran, dass das DTEK60 anders als das Priv mit seiner Hardware-Tastatur, keine großen Alleinstellungsmerkmale bietet, die ein umfangreiches Event bräuchten. Stattdessen ergänzen die Kanadier ihr Android-Lineup um ein solides Android-Smartphone, das neben bewährter High-End-Hardware vor allem mit den eigenen Anpassungen und Diensten punkten kann. Mit 580 Euro hält sich die unverbindliche Preisempfehlung dieses mal sogar in Grenzen, sollte sich diese in den nächsten Wochen noch etwas nach unten bewegen, könnte das Blackberry DTEK60 sicher auf einige Interessenten stoßen.
Quellen: Blackberry