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Bill Murray kehrt mit 70 als Geisterjäger zurück

Comedy-Star feiert runden Geburtstag

Es gibt wenige Schauspieler, die nur mit ihrem Gesichtsausdruck so viel aussagen können wie er: Bill Murray (70). Sein natürlich zerknautschtes Gesicht, der melancholische Blick, die oft wirr abstehenden Haare - Murray wirkt immer ein bisschen abwesend, aus der Zeit gefallen, dazu mit Distanz zum Geschehen um ihn herum. Hinzu kommt die Selbstironie, die er seinen Rollen oft mitgibt und die unaufgeregte Art. Am 21. September wird der Schauspieler 70 Jahre alt - aber von Ruhestand kann noch keine Rede sein.

Dank "Ghostbusters" zum Erfolg

Geboren wurde William James "Bill" Murray im Jahr 1950 als fünftes von neun Kindern in seiner Familie im Bundesstaat Illinois in den USA. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Murray wollte Arzt werden. Doch während seines Medizinstudiums erwischte ihn die Polizei mit Marihuana und er musste nach seinem Drogendelikt den Traum "als Notarzt in der Karibik" zu arbeiten, verwerfen. Er schlug jedoch einen anderen - erfolgreichen - Weg ein.

Begonnen hat Murray als Theaterschauspieler, später verschlug es ihn zur US-Comedyshow "Saturday Night Live" (SNL) - ein Sprungbrett für viele Komiker und Schauspieler, die es später im US-Entertainment-Zirkus zu etwas bringen sollten. Anfangs war er in Filmen in Nebenrollen zu sehen. Bis er Ivan Reitman (73) traf, der seine Art des Humors teilte und ihn in seinen Filmen besetzte. Zunächst in der anarchisch-chaotischen Filmkomödie "Ich glaub' mich knutscht ein Elch" (1981).

Der nächste Film wurde dann zum Durchbruch für Murray: In "Ghostbusters - Die Geisterjäger" aus dem Jahr 1984 mimt er den wenig erfolgreichen Parapsychologen Dr. Peter Venkman, der Film wurde zum weltweiten Kassenhit und gilt heute als Kult. In der Folge spielte Murray in einigen erfolgreichen Hollywood-Filmen mit - stets Komödien. 1993 übernahm er die Hauptrolle in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Es ist bis heute einer seiner bekanntesten Filme und zugleich eine Zäsur. In den folgenden Jahren konnte er nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen.

Vom Klamauk zur Melancholie

Seine Rollenwahl veränderte sich daraufhin, der Humor der Personen, die er verkörperte, wurde subtiler. Oft spielte er Menschen, die eine gewisse Grundmelancholie in sich trugen. Nach Ivan Reitman heißt sein bevorzugter Regisseur Wes Anderson (51). Murray ist fester Bestandteil des Ensembles des Regie-Sonderlings. Er tritt in zahlreichen seiner Filme auf, darunter "Rushmore" (1998), "Die Royal Tenenbaums" (2001), "Moonrise Kingdom" (2012) oder "Grand Budapest Hotel" (2014). Der Humor von Anderson und Murray scheint nahezu deckungsgleich zu sein.

Murray scheint seine filmische Heimat gefunden zu haben. Zu seinen besten Filmen gehören jedoch zwei Werke aus den Jahren 2003 und 2005. Zunächst spielte er die Hauptrolle in Sofia Coppolas (49) "Lost in Translation", passenderweise mimt er in dem Film einen alternden Schauspielstar, der in einer Lebenskrise steckt. In Jim Jarmuschs (67) "Broken Flowers" machte er sich als reicher, aber gelangweilter Mann auf die Reise in seine Vergangenheit. Murray spielte in beiden Filmen Männer, die offenbar schon über den Zenit ihres Lebens hinaus sind und sich in einer Sinnkrise befinden.

Murray widersetzt sich den Gepflogenheiten des Filmgeschäfts, ebenso wie denen des modernen Lebens. Er soll weder einen Anwalt noch einen Agenten haben. Laut Filmemacher Theodore Melfi (49), der mit dem Schauspieler für "St. Vincent" (2014) zusammenarbeitete, verfügt Murray nur über eine "1-800"-Nummer. Doch dort soll keine Sprachansage hinterlegt sein, so dass man nach dem Anruf nicht einmal wisse, ob man der richtigen Person eine Nachricht hinterlassen habe.

Murray und Coppola machen wieder gemeinsame Sache

Murray macht eben, wozu er Lust hat. Ein Oscar steht noch nicht auf seinem Kaminsims - nominiert war er bisher einmal, für "Lost in Translation". Der Film brachte ihm dafür seinen bis dato einzigen Golden Globe Award ein. In den deutschen Kinos war Murray zuletzt in "Zombieland: Doppelt hält besser" (2019) und "The Dead Don't Die" (2019) zu sehen. Weitere Projekte hat er bereits in der Pipeline.

Im Comedy-Drama "On the Rocks", das ab 23. Oktober 2020 auf Apple TV+ zu sehen sein soll, spielt er den charmanten Vater einer jungen Frau (gespielt von Rashida Jones), die glaubt, dass sie ihr Ehemann (gespielt von Marlon Wayans) betrügt. Regie führte Sofia Coppola. Der Film vereinte das Duo nach "Lost in Translation" und dem Netflix-Weihnachtsfilm "A Very Murray Christmas" wieder miteinander.

Mit 70 noch einmal auf Geisterjagd

2021 wird Bill Murray in "Ghostbusters: Legacy" zum dritten Mal in seine legendäre Rolle als Parapsychologe Dr. Peter Venkman schlüpfen. Eigentlich sollte die Fantasy-Komödie schon im Sommer 2020 erscheinen, sie wurde jedoch aufgrund der Corona-Pandemie auf Anfang März 2021 geschoben.

Im Comedy-Drama "The French Dispatch" von - wie soll es anders sein - Wes Anderson, gehört Murray neben unter anderem Adrien Brody, Timothée Chalamet, Benicio del Toro, Frances McDormand, Tilda Swinton und Liev Schreiber zum Cast. Es soll ein Liebesbrief an Journalisten sein. Der Film spielt in einer fiktionalen französischen Stadt und handelt von einer Außenstelle einer amerikanischen Zeitung. Aufgrund der Corona-Krise hat der Film derzeit keinen offiziellen Kinostart.