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Bill Gates: Zwischen Philanthropie und Verschwörungstheorien

Zum 65. Geburtstag

Der 1955 in Seattle geborene Bill Gates ist eine absolute Ausnahmepersönlichkeit. Am 28. Oktober feiert der Unternehmer und Programmierer seinen 65. Geburtstag. Doch er blickt auf schwierige Monate zurück, selbst als einer der reichsten Menschen der Welt.

Seine Kinder bekommen fast nichts

Zusammen mit Paul Allen (1953-2018) gründete Bill Gates im April 1975 das Unternehmen Microsoft. Dies sollte nicht nur das Leben der beiden verändern, sondern auch die Welt. Windows und Office sind aus dem Büroleben unzähliger Menschen nicht mehr wegzudenken. Und was würden Videospiel-Fans ohne ihren PC oder eine Xbox machen?

Der Siegeszug von Microsoft machte Gates unterdessen zum Milliardär. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" führte ihn im Mai hinter Amazon-Gründer Jeff Bezos (56) auf dem zweiten Platz seiner Rangliste der reichsten Menschen des Planeten. Das Vermögen von Gates wurde zu diesem Zeitpunkt auf umgerechnet fast 90 Milliarden Euro geschätzt.

Von all dem Geld sollen seine drei Kinder Phoebe (18), Rory (21) und Jennifer (24) jedoch fast nichts bekommen. Schon vor vielen Jahren wurde bekannt, dass er und seine Ehefrau Melinda (56), mit der er seit 1994 verheiratet ist, den Kindern umgerechnet nur jeweils rund 8,5 Millionen Euro hinterlassen wollen - also einen Bruchteil seines Vermögens. 2013 erklärte der Unternehmer im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" diese Entscheidung. "Meine Frau und ich glauben, dass man seinen Kindern keinen Gefallen erweist, wenn man sie mit Geld überschüttet, das sie nicht selbst verdient haben", so Gates.

Wohin fließt das ganze Geld?

Das operative Geschäft von Microsoft überließ Gates 2008 anderen. Seither ist er vor allem als Philanthrop aktiv, kümmert sich also um das Wohl anderer Menschen. Zusammen mit dem US-Investor Warren Buffett (90), der laut "Forbes" im Mai über ein geschätztes Vermögen von umgerechnet rund 59 Millionen Euro verfügt haben soll und auf Rang fünf der Liste geführt wurde, startete Gates im Jahr 2010 "The Giving Pledge". Die Kampagne soll wohlhabende Menschen dazu bewegen, einen großen Teil ihrer Reichtümer für philanthropische Zwecke zu verwenden.

Dies scheinen viele Menschen aber zu vergessen, wenn sie heutzutage über Gates sprechen. Gerade im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie fiel sein Name in den vergangenen Monaten häufig - selten aber wohlwollend. Corona-Leugner, Masken-Gegner und Verschwörungstheoretiker haben Gates zum erklärten Ziel für ihre teils wirren Behauptungen gemacht.

So gibt es etwa Theorien, dass Gates das Virus angeblich als Vorwand nutzt, um Menschen Mikrochips einpflanzen zu lassen, mit denen er sie dann kontrollieren können soll. Die Bill & Melinda Gates Foundation, eine wohltätige Stiftung, soll die Entwicklung des Coronavirus finanziert haben, um später aus der Pandemie ein Geschäft machen zu können. Zudem wolle er das Wachstum der Weltbevölkerung einschränken. Und zu alldem sei der Philanthrop ja auch noch ein heimlicher Impfgegner. Seine Kinder habe er zumindest nicht impfen lassen.

Dabei haben Gates und seine Ehefrau alleine für den Kampf gegen Corona und Covid-19 viel gespendet. Bis zum Mai 2020 wurden über ihre Stiftung mehr als 300 Millionen US-Dollar, umgerechnet fast 255 Millionen Euro, zu diesem Zweck ausgeschüttet. Die Gates-Gegner interessiert das offenbar nur wenig - oder sie legen sich angebliche heimliche Beweggründe zurecht.

Gates hat gerade seinen Vater verloren

All das überrascht den Unternehmer und Philanthropen. "Ich pflanze niemandem Mikrochips ein. Ich habe das Coronavirus nicht erschaffen. Unsere Stiftung will Leben retten", erklärte Gates zuletzt im Gespräch mit dem "Wir". Dass Verschwörungstheorien stattdessen im Mittelpunkt stünden, "überrascht mich völlig. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich die Fakten am besten darstellen könnte."

Noch dazu hat Gates in den vergangenen Wochen seinen Vater verloren. Am 15. September erklärte er in seinem offiziellen Blog, dass William Henry Gates II. im Alter von 94 Jahren verstorben sei. "Wir hatten alle viel Zeit, darüber nachzudenken, wie glücklich wir sind, diesen erstaunlichen Mann so viele Jahre in unserem Leben gehabt zu haben", erklärte Gates. Ohne diesen wäre die Stiftung von ihm und seiner Ehefrau Melinda nicht zu dem geworden, "was sie heute ist".