Israel erwartet innerhalb weniger Tage einen möglichen Angriff des Iran. Die USA sehen die Bedrohung ebenfalls als real an und verstärken ihre Truppenpräsenz sowie militärische Ausrüstung in der Region. US-Präsident Biden warnt den Iran deutlich.
Angesichts der möglichen Gefahr eines iranischen Vergeltungsschlags gegen Israel erhöhen die USA ihre militärische Präsenz im Nahen Osten. Ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter bestätigte dies aus Washington. "Wir verlagern zusätzliche Ressourcen in die Region, um die regionale Abschreckung zu verstärken und den Schutz unserer Truppen zu erhöhen", erklärte der Beamte. Die genaue Art der verlegten Mittel und die Routen der Verlagerung blieben jedoch unklar. US-Präsident Joe Biden äußerte derweil eine klare Warnung an den Iran. Auf die Frage einer Journalistin, was seine Botschaft an den Iran sei, antwortete Biden am Freitag in Washington: "Lass es bleiben." Er rechnet damit, dass ein Angriff eher "früher als später" erfolgen werde, wollte sich jedoch nicht zu Geheimdienstinformationen äußern. Gleichzeitig betonte der 81-jährige Präsident seine Unterstützung für Israel. "Wir sind der Verteidigung Israels verpflichtet", sagte er. "Wir werden helfen, Israel zu verteidigen, und der Iran wird keinen Erfolg haben."
Zuvor hatte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, bekräftigt, dass die USA die potenzielle Bedrohung durch den Iran weiterhin für "greifbar und real" halten. Die USA würden sowohl Israel bei seiner Verteidigung unterstützen als auch sicherstellen, dass ihre eigenen Truppen in der Region "richtig vorbereitet" seien. US-Beamte berichten, der Iran habe eine beträchtliche Anzahl von Raketen und Drohnen für einen möglichen Angriff auf Israel einsatzbereit gemacht. Laut dem US-Nachrichtensender ABC News verlegen die USA Truppen und anderes militärisches Gerät in den Nahen Osten. Einige der verlegten Geräte könnten zur Luftabwehr beitragen, so ein Beamter. Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hatte kürzlich mit Vergeltung für einen Angriff auf ein iranisches Konsulat in Damaskus gedroht, bei dem im April 16 Menschen getötet wurden, darunter zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarde und fünf weitere Mitglieder der Elitetruppe.
Der Iran unterstützt die islamistische Palästinenserorganisation Hamas, die den jüngsten Konflikt im Gazastreifen ausgelöst hat. Seit dem Ausbruch des Konflikts wurden nach israelischen Angaben rund 1.170 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln genommen. Israel hat massiv im Gazastreifen interveniert, wobei nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums bisher mehr als 33.600 Menschen getötet wurden. Die ebenfalls vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon hat eigenen Angaben zufolge zahlreiche Raketen auf israelische Stellungen abgefeuert. Die Miliz erklärte, Kämpfer hätten "feindliche Artilleriestellungen" mit "Dutzenden von Katjuscha-Raketen" beschossen. Dies sei eine Reaktion auf israelische Angriffe im Süden des Libanons gewesen. Die israelische Armee bestätigte den Angriff und teilte mit, dass etwa 40 Raketenstarts vom libanesischen Gebiet aus festgestellt wurden. Einige der Raketen wurden abgefangen, und es gab keine Berichte über Verletzte.