US-Präsident Joe Biden und Großbritanniens Premierminister Boris Johnson bereiten eine Neuauflage der Atlantik-Charta von 1941 vor. "Vor 80 Jahren standen der US-Präsident und der britische Premierminister zusammen und versprachen eine bessere Zukunft. Heute tun wir dasselbe", erklärte Johnson mit Blick auf das Treffen mit Biden am Donnerstag in Cornwall. Eine enge Zusammenarbeit zwischen London und Washington sei "entscheidend für die Zukunft der Stabilität und des Wohlstandes der Welt".
"Die Vereinbarungen, die Präsident Biden und ich heute treffen werden und die in unseren gemeinsamen Werten und Ansichten verwurzelt sind, werden die Grundlage für eine nachhaltige globale Erholung bilden", erklärte Johnson weiter. Aus Londoner Regierungskreisen hieß es, die neue Charta werde alles abdecken, von globaler Verteidigung und Sicherheit bis zum Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie und dem Kampf gegen den Klimawandel.
Es wurde erwartet, dass die beiden Politiker auch über die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs zwischen Großbritannien und den USA nach der Pandemie und über ein künftiges Abkommen für eine stärkere Zusammenarbeit im Technologiesektor sprechen werden.
Fortschritte für ein breiteres Handelsabkommen dürften indes ausbleiben. Ein Knackpunkt hier ist Johnsons Nordirland-Politik. Biden hatte Londons Bestreben, von seinen Verpflichtungen zu Nordirland im Rahmen des Brexit-Abkommens mit der EU abzurücken, wiederholt kritisiert und gewarnt, dass dies den Erfolg eines Handelsabkommens zwischen den USA und Großbritannien gefährden könnte.
Biden war bereits am Mittwoch in Großbritannien eingetroffen. London war die erste Station seiner Europareise wenige Tage vor dem G7-Gipfel in Carbis Bay. "Die Vereinigten Staaten sind zurück", erklärte der Präsident nach der Landung seiner Air Force One am Militärflugplatz Mildenhall, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Den 78-Jährigen erwartet ein voller Terminkalender mit G7- und Nato-, EU-USA-Gipfel sowie einem Treffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin. Am Freitag beginnt der dreitägige G7-Gipfel in Cornwall, wo die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen über eine Reihe von Themen beraten, darunter die Folgen der Corona-Pandemie, Klima- und Artenschutz, aber auch die Stärkung gemeinsamer demokratischer Werte.
Medienberichten zufolge will Biden bei dieser Gelegenheit eine großzügige Impfstoff-Spende verkünden. Demnach wollen die USA 500 Millionen Corona-Impfdosen von Biontech/Pfizer zum Selbstkostenpreis kaufen, um sie anderen Ländern zur Verfügung zu stellen, die ersten 200 Millionen noch in diesem Jahr. Die USA hatten bisher eine Spende von 80 Millionen Impfstoffdosen bis Ende Juni angekündigt, davon 60 Millionen des Herstellers Astrazeneca.
Am Sonntag reist der US-Präsident nach einem Besuch mit seiner Frau Jill bei der britischen Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor weiter nach Brüssel. Dort nimmt er am Montag am Nato-Gipfel und am Dienstag am EU-USA-Gipfel teil. Das wohl schwierigste Aufeinandertreffen der Reise wartet am Ende, wenn der US-Präsident am Mittwoch in Genf auf Putin trifft.
Biden will offenbar zur von Vorgänger Donald Trump beiseite gewischten Bündnispolitik zurückzukehren: Ziel seiner ersten Europareise als Präsident sei es, Russland und China klar zu machen, dass "Europa und die USA zusammenhalten", sagte er kurz vor seinem Abflug. "Werden die demokratischen Allianzen und Institutionen, ihre Fähigkeit gegen die Bedrohungen und Gegner von heute beweisen?", schrieb Biden außerdem in der "Washington Post". "Ich glaube, die Antwort ist Ja."
by Von Joe JACKSON