US-Präsident Joe Biden hat an die Opfer des rassistisch motivierten Massakers in Tulsa vor 100 Jahren erinnert. "Das war kein Aufruhr, das war ein Massaker", sagte Biden auf einer Gedenkfeier in der Stadt im US-Bundesstaat Oklahoma am Dienstag. Anlässlich der Veranstaltung verurteilte er, dass 100 Jahre danach das Wahlrecht von Schwarzen in den USA "angegriffen" werde.
Das "heilige" Wahlrecht der Afroamerikaner werde derzeit "mit einer unglaublichen Intensität angegriffen, wie ich sie noch nie gesehen habe", erklärte Biden. Mehrere Bundesstaaten, darunter Texas, planen Wahlrechtsänderungen, die Kritikern zufolge Nicht-Weißen das Wählen erschweren würden. Die Änderungen sehen unter anderem ein Verbot des sogenannten Drive-in-Wählens, eine Begrenzung der Briefwahl-Möglichkeiten sowie kürzere Öffnungszeiten von Wahllokalen vor.
Die USA müssten aus den Ereignissen vor 100 Jahren lernen, mahnte der Präsident. Das Massaker sei "eines der schlimmsten unserer Geschichte" gewesen und "zu lange von unserer Geschichtsschreibung vergessen" worden. "Ich bin hierher gekommen, um dazu beizutragen, das Schweigen zu brechen, denn das Schweigen vertieft die Wunden", sagte er auf der Veranstaltung, an der auch Überlebende des Massakers teilnahmen. Das Weiße Haus kündigte am Dienstag milliardenschwere Investitionen an, um die Benachteiligung von Schwarzen in Bezug auf Wohlstand und Wohneigentum zu bekämpfen.
In Tulsa hatte 1921 ein weißer Mob bis zu 300 Schwarze getötet. Ausgangspunkt der Gewalt waren Vorwürfe gegen einen Schwarzen, er habe sich an einer weißen Frau vergangen. Vor dem Gerichtsgebäude, in dem der Mann festgehalten wurde, gab es daraufhin Zusammenstöße zwischen bewaffneten Gruppen von Schwarzen und Weißen.
Am Morgen des 1. Juni überrannte ein weißer Mob den von Afroamerikanern bewohnten Stadtteil Greenwood in Tulsa. Die Angreifer erschossen zahlreiche Schwarze, plünderten das Viertel und brannten mehr als 1200 Häuser nieder, außerdem Kirchen, Schulen und Geschäfte.
by MANDEL NGAN