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Bericht: US-Geheimdienste haben Zweifel an möglicher ukrainischer Gegenoffensive

Die US-Geheimdienste haben einem Medienbericht zufolge Zweifel am Erfolg einer möglichen Gegenoffensive der Ukraine gegen die russischen Angriffstruppen. Eine solche Offensive könnte nur "eingeschränkte territoriale Gewinne" erzielen, heißt es laut der "Washington Post" (Dienstagsausgabe) in einem der geheimen US-Dokumente, die seit einigen Tagen im Internet veröffentlicht werden. Dass die Dokumente an die Öffentlichkeit gelangten, betrachtet die US-Regierung als "sehr ernstes" Sicherheitsrisiko.

In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Berichte über eine für das Frühjahr geplante ukrainische Gegenoffensive. Allerdings wird in dem US-Geheimdienstdokument gewarnt, dass es "fortdauernde ukrainische Rückstände" bei der Ausbildung der Soldaten und bei der Munitionsversorgung gebe. Außerdem seien die russischen Truppen schlagkräftig. Dies alles zusammen werde ukrainische "Fortschritte einschränken und die Verluste während der Offensive verstärken", heißt es den Angaben zufolge in dem Geheimdienstbericht.

Ein anderes von der Nachrichtenagentur AFP eingesehenes Dokument, dessen Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte, listet detailliert den offenbar schlechten Zustand der ukrainischen Luftverteidigung auf. Laut dem auf Februar datierten Dokument bestehen 89 Prozent der ukrainischen Mittel- und Langstrecken-Luftabwehr aus alten sowjetischen Systemen, für die es bald nicht mehr genug Raketen geben dürfte.

Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, widersprach derweil Medienberichten, wonach die Ukraine militärische Pläne wegen des Datenlecks geändert habe. Über den Beginn der ukrainischen Gegenoffensive werde im allerletzten Moment entschieden. "Wenn jemand glaubt, dass wir nur eine Option haben, dann entspricht das nicht der Realität. Sogar drei Optionen wären nicht viel", sagte Danilow in der ARD.

Die geheimen US-Regierungsdokumente waren nach und nach auf Online-Plattformen wie Discord, Telegram und Twitter aufgetaucht. Nach Informationen der "New York Times" wurden sie über pro-russische Kanäle verbreitet. Ein Großteil der Dokumente bezieht sich auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Durch das Durchsickern der Dokumente ist nach Einschätzung der US-Regierung "ein sehr ernstes" Sicherheitsrisiko entstanden. Das Leck könne "enorme Auswirkungen nicht nur auf unserer nationale Sicherheit haben, sondern auch zum Tod von Menschen führen", sagte am Montag Pentagon-Sprecher Chris Meagher. Er bezog sich damit darauf, dass durch die Verbreitung der Unterlagen Informanten der US-Geheimdienste exponiert werden könnten.

Die US-Regierung ist zudem besorgt, dass noch weitere Dokumente auftauchen könnten. "Wir wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist. Und wir wissen nicht, ob sie noch mehr haben, das sie veröffentlichen wollen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby. 

Die Bundesregierung steht ihrerseits wegen der Vorfälle in Kontakt mit der Regierung in Washington. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums teilte auf Anfrage mit, "dass wir zu diesem Thema im engen laufenden Austausch mit unseren Partnern und insbesondere den USA sind". Weitere Angaben wollte das Ministerium nicht machen.

Viele der geleakten Unterlagen sind inzwischen nicht mehr online zugänglich. Berichten zufolge arbeiten die US-Behörden mit Hochdruck daran, sie aus dem Internet verschwinden zu lassen.

jes/ju