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Benedikt XVI.: Wie der emeritierte Papst im Vatikan lebt

Nonnen backen für ihn

Lange war es ruhig um Benedikt XVI. (92), doch der Bayer im Dienste des Herrn sorgt aktuell für Unruhe in der katholischen Kirche. Gemeinsam mit Kardinal Robert Sarah (74) aus Guinea hat er ein Buch veröffentlicht: “Aus der Tiefe unserer Herzen” heißt das Werk, in dem die beiden sich wegen der Zölibatsregelung mit Benedikts Nachfolger Papst Franziskus anlegen. Es könnte eine seiner letzten Schriften sein: “Ich bin ein alter Mann am Ende meines Lebens”, antwortete er kürzlich mit schwacher, brüchiger Stimme dem Bayerischen Rundfunk auf die Frage nach seinem Befinden. So verbringt der 265. Papst seinen Lebensabend.

Benedikt hat sich in das Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae, das eigens für ihn renoviert wurde, zurückgezogen. Er trägt päpstliche Gewänder wie die weiße Soutane, und den Titel “Heiliger Vater” oder “Eure Heiligkeit”, lässt sich aber am liebsten mit “Vater Benedikt” ansprechen. Wenn ihn Papst Franziskus besuchen will, muss er nur wenige Minuten zu Fuß gehen.

Folgt man den Worten des Benedikt-Intimus Georg Gänswein, so herrscht eine stillschweigende Übereinkunft und tiefer Frieden zwischen den beiden Männern in Weiß. Von Benedikts “großväterlicher Milde” ist oft die Rede, sein Chef und väterlicher Freund bereite sich auf den Tod vor, sagte Gänswein einmal im “Spiegel”. Wie sehr die aktuelle Diskussion um das Zölibat sich auf dieses Verhältnis auswirkt, hat Benedikt beim Besuch des BR nicht verraten.

Das Kloster Mater Ecclesiae ist ein friedvoller Ort. Der kleine Palazzo im römischen Stil mit Kapelle und einem neueren Ziegelanbau besitzt einen hübschen Garten mit Blumenbeeten, Brunnen und Lauben. Von einigen Fenstern hat man einen wundervollen Blick auf den Petersdom. Im Eingangsbereich des Hauses, das für Benedikt mit einem Aufzug ausgestattet wurde, hängt ein reich verziertes Lebkuchenherz vom Münchner Oktoberfest, ein Geschenk aus der bayerischen Heimat.

Laut dem Beitrag des BR versorgen italienische Nonnen den entpflichteten Papst und führen seinen Haushalt. Die Nonnen mussten lernen, bayerisch zu kochen, vor allem süße Mehlspeisen. Sein Tag beginnt demnach morgens um sieben Uhr mit der Heiligen Messe. Es folgen Frühstück und Gebet. Den Vormittag verbringt er mit Lektüre und dem Lesen und Beantworten von Post. Seine geliebten Spaziergänge zu nahegelegenen Lourdes-Grotte sind kaum mehr möglich. Benedikt ist auf einen Rollator angewiesen, manchmal braucht er auch einen Rollstuhl, geistig ist er jedoch voll auf der Höhe.

Abends schaut er die “Rundschau” im Bayerischen Fernsehen, dann die “heute”-Sendung im ZDF, später das “Telegiornale”, die Hauptnachrichtensendung von RAI 1. Besucher in größeren Gruppen empfängt er nicht mehr, weil er schlecht hört. Dafür freut er sich auf alte Freunde aus Deutschland. Viermal im Jahr komme sein Bruder Georg Ratzinger (95) aus Regensburg zu Besuch. Die beiden telefonieren täglich. Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks haben bei ihrem Besuch einen Mann vorgefunden, dessen Augen lebhaft und hellwach waren, der auch seinen Sinn für Selbstironie nicht verloren hat: “Früher hatt’ ich ein großes Mundwerk; jetzt funktioniert es nimmer.”

(ln/spot)

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